Die Rose von Florenz by Kretz Ingrid
Autor:Kretz, Ingrid [Kretz, Ingrid]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Adel, Historisch, Liebe, Liebesroman, Macht, eBook
ISBN: 9783775171595
Herausgeber: SCM Hänssler
veröffentlicht: 2015-10-15T16:00:00+00:00
Februar 1567
Mafalda vernahm aufgeregte Stimmen. Irgendwo dröhnte etwas. Sie richtete sich müde auf. Im Zimmer war es dunkel. Irgendjemand ging durchs Treppenhaus. Kurz darauf knallte in der Nähe ihres Zimmers eine Tür. Dann war es wieder still.
Mafalda rang mit sich, ob sie aufstehen sollte, um nachzusehen, und ließ sich wieder ins Kissen sinken. Mit ihrer Neugierde hatte sie bereits einmal ihre Befugnisse überschritten. Wenn sie nicht gerufen wurde, sollte sie besser in ihrer Kammer bleiben.
Am nächsten Morgen wunderte sich Mafalda, dass die Herrin bereits auf war und in einem Zimmer am Ende des Ganges frisiert und angekleidet werden wollte. Auch das Kleid für den Tag lag dort bereits ausgebreitet über einem Sessel. Was war los? Mafalda sah sich um. Auf einer Couch lag zerwühltes Bettzeug und jemand hatte eine Waschschüssel, Seife und Tücher auf einem Tisch hergerichtet, dazu einen Handspiegel und eine Bürste. Als Bianca erschien, knickste Mafalda und hatte schon den Mund geöffnet, um ihre Verwunderung auszudrücken, als sie über Biancas Mienenspiel erschrak. Mafalda zog es vor zu schweigen.
»Guten Morgen, Herrin. Ich hoffe, Ihr habt gut geruht.« Bianca schien zwar ruhig und gefasst, doch ihre Leichtigkeit war verschwunden. Ihre Augen sahen ernst drein, während sie sich aus dem Nachthemd helfen ließ. Mafalda wusch sie und half ihr in die Kleider. Nachdem sie ihr eine Kette, Ringe und Ohrhänger angelegt hatte, breitete sie ein Tuch um ihre Schultern. Sie löste den Zopf und bürstete mit kraftvollen Strichen Biancas Haare aus.
Bianca schwieg. Ob jemand aus der Familie verstorben war? Mafalda drapierte die Haare am Hinterkopf und steckte sie mit ein paar Nadeln fest. Mit ein wenig Stolz bemerkte sie, dass sie immer sicherer und schneller wurde.
Sie griff nach der Haube, während Bianca sich im Spiegel betrachtete. Mafalda bemerkte ihre Augenringe, was sie mehr als ungewöhnlich fand, und in ihren Augenwinkeln schienen sich Fältchen zu krümmen. Mafalda konnte sich nicht erinnern, die Herrin jemals derart angespannt gesehen zu haben. Ihre Lippen, auf denen sonst immer ein Lächeln zu liegen schien, waren aufeinandergepresst. Instinktiv ließ Mafalda die Haube sinken und griff nach Biancas Hand, die den Spiegel hielt.
Sie beugte sich leicht vor. »Wenn ich Euch irgendwie helfen kann …?« Sie merkte, wie Biancas Augen ihre im Spiegel suchten.
Bianca schüttelte den Kopf.
»Vielleicht möchtet Ihr Zerstreuung, etwa einen Spaziergang über den Markt oder am Arno? Es ist zwar kalt und sehr windig, aber die frische Luft könnte Euch guttun.« Der Himmel war dunkel und wolkenverhangen, sodass mit jedem Augenblick ein Regenschauer zu erwarten war, aber das war nebensächlich.
»Nein. Bete für mich«, sagte Bianca ernst und entzog ihr ihre Hand. »Bete vor allem für den Signore.«
Für Signore Buonaventuri? Was war denn in die Herrin gefahren? War er krank?
Bianca legte den Spiegel weg, stand auf und ging zur Tür.
»Herrin, Eure Haube«, rief Mafalda und eilte hinter ihr her. Sie drapierte sie ihr aufs Haar und blieb neben ihr stehen, in der Hoffnung, Bianca würde ihr erzählen, was passiert war.
»Ich will allein sein.«
Verwirrt ging Mafalda nach unten in die Küche. Dort traf sie Nevia und Sonia. Beide standen am Arbeitstisch, auf dem ungeputztes Gemüse herumlag.
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