Die Rächer vom Sherwood by George Payne Rainsford James
Autor:George Payne Rainsford James [James, George Payne Rainsford]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-08-19T16:00:00+00:00
XXIII
IN DER GROSSEN, prächtigen Halle des Palastes von Eltham, der wie viele andere Bauwerke noch heute Zeugnis ablegt von der großartigen Architektur des Mittelalters, begann etwa eine Stunde nach Sonnenuntergang ein Bankett von ausschweifender Üppigkeit. Die Tafel stöhnte unter der Masse von köstlichem Silbergeschirr -viele der Becher und Schüsseln erglänzten von Brillanten, und ein ungeheurer Smaragd, von Wachskerzen umgeben, zierte die Mitte des Tisches. Die Kleider der Gäste leuchteten in lebhaften Farben, und Gold und köstliche Edelsteine sah man nicht allein als Schmuck bei dem schönen Geschlecht funkeln, sondern auch an den Kleidern der Männer.
Obgleich die Anzahl der Gäste sich nur auf siebzig belief, betrug die Zahl der Diener, Vorschneider, Schenken, Keller- und Hausmeister nicht weniger als zweihundert, nicht gerechnet die Harfner, die Trompeter und die Sänger.
Das Bankett war so angeordnet, daß für zwei Personen nur je ein großer silberner Teller vorhanden war. Aber da die Zahl der männlichen und weiblichen Gäste gleich war, gab dies gerade Gelegenheit zur Entfaltung einer höfischen Galanterie; denn jeder Gentleman legte seiner schönen Gesellschafterin die Speisen vor und trug Sorge, daß sie mit allem, was sie wünschte, versehen wurde. Hierbei bot sich oft Gelegenheit für viele kleine Zeichen und Beweise ritterlicher Liebe. Aber von all den Herzen am Tisch pochte keines in höherer Freude als die von Hugh de Monthermer und Lucy de Ashby, wie sie nebeneinander sitzend, aus einem Becher tranken.
Sie waren in der Tat glücklich, daß sie diese Stunden miteinander verbringen konnten nach einer so langen Trennung. Aber wenn irgend etwas noch Lucys Freude hätte erhöhen können, so wären es die Worte gewesen, mit denen ihn Edward an diesem Abend dem König vorgestellt hatte.
»Laßt mich Euch bitten, Sire«, hatte er gesagt, »Eure Gunst dem Freunde meiner Jugend zuzuwenden, der, obwohl einige Zeit von mir getrennt durch unglückliche Fehden, die jetzt für immer zu Ende sind, in einer Zeit der Not unser früheres vertrautes Verhältnis nicht vergaß.«
»Sein Haus hat keine große Zuneigung für unseren Thron an den Tag gelegt«, versetzte der König, Hugh de Monthermer kalt ansehend. »Aber wir heißen ihn willkommen, Euretwegen, Edward.«
»Tut mehr, mein Lord«, antwortete der Prinz, »denn solange ich Gefangener de Montforts war, sprach er immer für meine Freilassung. Als ich dann entfloh, und er hätte mich aufhalten können, wünschte er mir Glück auf meinem Weg.«
»Dann heißen wir ihn um seiner selbst willen willkommen«, versetzte der König mit mehr Wärme und bot ihm die Hand.
Hugh beugte schweigend sein Haupt darüber und zog sich zurück.
Die Lustbarkeit war einigermaßen verrauscht, die Lichter waren etwas trübe geworden und die Kerzen herabgebrannt, als Lucy, ein lautes Gespräch und Getöse in ihrer Nähe benützend, leise zu Hugh sagte: »Ich habe Euch vieles zu sagen, Hugh! Sachen von großer Wichtigkeit!«
»Könnt Ihr es nicht jetzt tun?« fragte der Liebende.
»Ich wage es nicht«, flüsterte Lucy. »Und doch wünschte ich sehr, daß es bald geschähe.«
Hugh schaute sich um. »Dieses Gelage kann nicht mehr lange dauern«, sagte er. »Wenigstens werden die Damen nicht mehr lange bleiben, Lucy. Und ich kann meine kürzlich erhaltenen Wunden zur Ausrede nehmen, um den Tisch früher als die übrigen zu verlassen.
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