Die Plastikfresser by Kit Pedler und Gerry Davis

Die Plastikfresser by Kit Pedler und Gerry Davis

Autor:Kit Pedler und Gerry Davis [Davis, Kit Pedler und Gerry]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Heyne SF 3382
veröffentlicht: 2013-10-17T22:00:00+00:00


11.

Gerrards Schlußfolgerungen waren beinahe zutreffend – nur in einem Punkt irrte er sich.

Was er entdeckt hatte, war der Ainsliesche Bazillus, aber von dem konnte er nichts wissen.

Üblicherweise heften Bakteriologen, die einen neuen Typus oder gar eine neue Mikrobenart entdecken, sozusagen als Etikett ihren Namen an das Ergebnis ihrer Forschungen. Das ist zwar eine etwas merkwürdige, in gewisser Weise sogar komische Form, sich Unsterblichkeit erwerben zu wollen –, aber vielleicht die einzige Möglichkeit für manch einen ausgetrockneten Bücher- und Laborwurm, sich eine Bestätigung für den Sinn seiner Lebensarbeit zu verschaffen.

Der Ainsliesche Bazillus war nie in die Fachliteratur gelangt. Er war, wenn man es genau nimmt, nur Ainslie selbst bekannt.

Zweieinhalb Jahre bevor Gerrard und seine Gefährten im Untergrund von London eingeschlossen wurden, hatte Ainslie mit seiner Arbeit begonnen.

Dr. Simon Ainslie hatte während seiner gesamten akademischen Laufbahn nur eine einzige wirklich gute Idee. Auf diese Idee kam er, als eines Tages die Hauptabflußleitung seines Hauses verstopft war und er in Gummistiefeln herumstapfte und mit einem biegsamen Metallstab – ziemlich erfolglos – versuchte, die Verstopfung zu beheben. Als Ursache der Durchflußbehinderung stellte sich ein verbogenes Stück einer dünnen Polythenplatte heraus, die eines seiner Kinder wahrscheinlich die Toilette hinuntergespült hatte.

Aber Dr. Ainslie war Bakteriologe.

Von Natur aus ein sanftmütiger Mann, hatte er nie besonders ernsthaft danach gestrebt, die akademische Stufenleiter emporzuklettern, und so saß er nun – er war schon in mittleren Jahren –, immer noch auf dem Posten eines Dozenten in der bakteriologischen Fakultät eines Londoner Universitätskrankenhauses fest. Seine Zeit teilte er ziemlich gleichmäßig zwischen der Routine der Krankenhausarbeit und recht langweiligen Vorlesungen vor Medizinstudenten, die ihn mit ihrer jugendlich aggressiven Haltung allmählich immer mehr verschreckten. Und oft baute er ziemlich skurrile Experimente auf – in der verzweifelten Hoffnung, damit einmal genügend Material für eine wissenschaftliche Veröffentlichung zusammentragen zu können.

Während er nun die Polythenplatte aus dem Abfluß herauspopelte, befiel ihn – Philosoph, der er auch war – der Gedanke, daß dieses Plastikstück womöglich Jahrtausende im Abfluß steckengeblieben wäre, weil es niemals, wie gewöhnlicher Abfall, unter dem Angriff von Bakterien zerfallen wäre.

Angriff von Bakterien!

Die Idee war geboren: was wäre, wenn Bakterien dazu gebracht werden könnten, plastischen Abfall anzugreifen? Was, wenn sie durch Züchtung und Gegenzüchtung, durch genetische Mutation mit Hilfe von speziell entwickelten Nukleinsäuren dazu programmiert werden könnten? Was für eine Antwort auf das Problem der Umweltverschmutzung! Eins der drängendsten Abfallvernichtungsprobleme der Welt wäre damit gelöst! Eine grandiose Idee! Seine Fantasie lief Amok – bis schließlich seine sorgsam erworbene Kritikfähigkeit wieder die Oberhand gewann.

Wie viele Generationen waren dafür erforderlich? Wie konnte er sich die dafür notwendige Ausrüstung beschaffen? Welche Arten von DNA und RNA kamen in Frage?

Als er den Abflußdeckel scheppernd schloß, war seine erste Begeisterung fast schon wieder verflogen.

Später an jenem Abend, nachdem er sein gewohntes Glas Dry Sherry zu sich genommen hatte, kehrte die Idee wieder. Und diesmal schlug sie Wurzeln. Unter dem besänftigenden Einfluß des ersten Glases goß er sich ein zweites – viel größeres – ein und begann zu schreiben, tastend zuerst, aber dann nahm das Projekt auf dem Papier mit wachsender Geschwindigkeit Form an.



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