Die Philosophie in Star Trek by Klaus Vieweg und Olivia Vieweg

Die Philosophie in Star Trek by Klaus Vieweg und Olivia Vieweg

Autor:Klaus Vieweg und Olivia Vieweg
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Cross Cult
veröffentlicht: 2016-11-15T00:00:00+00:00


Die Wut des Rächers Chang

Von außerordentlich hoher suggestiver Kraft bleibt die Rolle des Klingonengenerals Chang, dessen hasserfüllter kriegerischer Rachefeldzug von martialischen Sprüchen aus Shakespeares Dramen begleitet wird. Dies veranlasst McCoy schließlich zum Ausruf: 'Ich würde was bezahlen, wenn er endlich die Klappe halten würde!' Die literarische Artikulation von Rache und Krieg in diesen Dramen kann wohl als unübertroffen gelten, es sei denn, man liest Shakespeare im klingonischen Original! 52 Nebenbei: Schon als Militärpilot im 2. Weltkrieg hatte Roddenberry gerne Shakespeare zitiert, womit er sich nicht gerade beliebt machte. 53 Hinsichtlich des Shakespeare-Repertoires kann nur Spock Chang das Wasser reichen, der Spitzohrige kennt genau die Stelle aus dem Hamlet. Leider verzichtet das Drehbuch auf die einmalige Chance, Shakespeare-Sätze gegen die Rache in den Mund von Spock zu legen. Aber der bezüglich Shakespeare wohl nicht so kundige Kirk muss ja das Hauptziel der Rache im Zentrum des Kampfes bleiben und damit auch der Hauptpartner der Dialoge sein. Dies eröffnet die Chance, hier mögliche Shakespeare-Spock-Gegenworte einzublenden.

Eine erste Schlüsselszene von Das unentdeckte Land ist das gemeinsame Dinner mit der klingonischen Delegation auf der Enterprise, begleitet von Chekovs sarkastischer Bemerkung: 'Rate mal, wer zum Essen kommt!' Hier prallen die gegenseitigen Vorbehalte und Vorurteile bereits aufeinander. Chang propagiert sein Ideal des Kriegertums und spricht mit Bewunderung zu Kirk 'als Krieger zu Krieger'. Im Hintergrund des Dinners steht auch die Doppeldeutigkeit des Wortes Gericht und der von Khan geliebte Satz aus dem 19. Jahrhundert, der als klingonisches Sprichwort ausgegeben wird:

'Die Rache ist ein Gericht, das am besten kalt serviert wird.'

Nicht ein Gericht als unabhängige Schiedsinstanz, nicht ein unparteiischer Dritter, nicht die über den Parteien stehende Justitia entscheidet, sondern der kalte erbarmungslose Kampf der Krieger. Es herrscht kein Zustand von Recht und Gesetz, sondern gesetzlose Willkür. Hier klingt Harmonicas Lied vom Tod, von Hamlet wird der Tod als das unentdeckte Land bezeichnet. Die äußerst gewichtige Umdeutung kommt vom Klingonen-Kanzler Gorkon – die Zukunft wird jetzt zum unentdeckten Land.

Dieses Ringen zwischen Tod und Zukunft, zwischen Apokalypse oder friedliche Weiterexistenz bestimmt den gesamten Film. Gorkon und Kirk sind sich so zwar einig, dass die ›schöne neue Welt‹ (Shakespeare) für sie nur schwer erreichbar ist, da die Kontrahenten noch von den überkommenen Vorurteilen und der Unversöhnlichkeit geprägt sind. Aber aus der Sicht beider lohnt es sich, den Frieden anzustreben. Gegen den Gedanken der schönen neuen Welt propagiert Chang das Muster der hässlichen alten Welt. Im Weltall seien ALLE Krieger, in deren Tun es nur um Hamlets 'Sein oder Nichtsein' geht – auf gut Klingonisch: taH pagh taHbe'. Changs kalte Speise der Rache wird gar mit der Nazi-Parole vom 'Volk ohne Raum' garniert. Chang: 'Unser Volk braucht Raum.' Kirk: 'Erde, Hitler 1938.'



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