Die Philosophie im Mittelalter by Sturlese Loris

Die Philosophie im Mittelalter by Sturlese Loris

Autor:Sturlese, Loris
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783406646355
Herausgeber: C.H.Beck
veröffentlicht: 2014-11-30T16:00:00+00:00


3. Philosophische Landschaften: England

Die Tradition naturwissenschaftlichen Interesses in England geht auf Adelard von Bath zurück, der in der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts Euklid aus dem Arabischen übersetzte und in seinen Fragen über die Natur die physikalischen Schriften des Aristoteles benutzte. In Toledo arbeitete Daniel von Morley, Verfasser eines Buches Über die oberen und niederen Naturen. Am Anfang des 13. Jahrhunderts führte eine Gruppe Gelehrter in Südengland diese Tradition weiter: Roger von Hereford schrieb astronomische Traktate, Alfred von Sareshill übersetzte aus dem Arabischen Teile aus Avicenna und pseudo-Aristoteles’ Über die Pflanzen, schrieb Aristoteles-Kommentare und einen anatomischen Traktat Über die Bewegung des Herzens. Alfred widmete diese Schrift dem gelehrten Abt von Cirencester, Alexander Neckham, ehemaliger Lehrer in Paris und Verfasser einer Enzyklopädie Über die Naturen der Dinge. Mit Texten des Aristoteles und des Avicenna war John Blund vertraut, der am Anfang des Jahrhunderts einen Kommentar zu De anima verfasste. Zu dieser Gruppe gehörte auch der junge Robert Grosseteste, eine zentrale Gestalt der englischen Philosophie in der ersten Jahrhunderthälfte. Mit seinem Namen sind nicht nur die Anfänge der 1214 gegründeten Universität Oxford verbunden, wo er 1222 Kanzler war, sondern auch die ersten akademischen Schritte der neuen Mendikantenorden in England. Grosseteste hatte eine besondere Verbindung zu den Franziskanern, und, obwohl er nicht in den Orden eintrat, half er 1229/30 den Oxforder Brüdern, eine Theologieschule zu etablieren. Ab dem Jahr 1235 bis 1253 amtierte Grosseteste als Bischof von Lincoln und führte seine Studien weiter, wobei er sich die griechische Sprache aneignete, die er für zahlreiche schwierige Übersetzungen nutzte. Er übertrug unter anderem das ganze Corpus Dionysiacum, Johannes von Damaskus’ Über den orthodoxen Glauben, die Nikomachische Ethik mit Eustratius’ Kommentar. Bereits aus dem Komplex der von ihm übersetzten Texte zeigen sich die Breite seiner Interessen und die Offenheit seiner philosophischen Perspektiven. Er setzte sich auch mit wichtigen Texten des Aristoteles kommentierend auseinander, den Zweiten Analytiken und der Physik, und widmete speziellen Fragen der Metaphysik, der Physik und der Kosmologie kurze und streng argumentierende Traktate.

In der Schrift Über das Licht schlug Grosseteste eine Hypothese über das Entstehen und die Natur des Universums anhand des Modells des Lichts und seiner Ausbreitung vor. Erste Materie und Erste Form der Körperlichkeit seien die beobachtbaren Komponenten, aus denen alle Dinge des Universums bestehen (Einfluss Avicebrons, S. 38f.); aber beide, als einfache Prinzipien genommen, vermögen nicht zu erklären, worauf die Entstehung der Dimensionen der verschiedenen Dinge zurückzuführen ist. Es müsse daher in der Ersten Form eine unendlich wirkende Energie angenommen werden, die sich in der Materie vervielfältige, verbreite und ausdehne. Vervielfältigung, Verbreitung und Ausdehnung seien aber, wie Grosseteste bemerkte, die Eigenschaften des Lichts. Die punktuelle und kugelförmige Ausbreitung des Lichts sei der Grund für die sphärische Form des Universums und für die besondere Lichtstärke des Firmaments; die vom Firmament reflektierten unendlichen Strahlen verdichteten sich im Mittelpunkt in die vier Elemente der irdischen Welt und bildeten die Himmelssphären und die Himmelskörper. Alle Körper hingen von numerischen Proportionen der Lichtstrahlen ab und seien durch die Gesetze der optischen Geometrie und der Mathematik zu untersuchen.



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