Die Pforten der Templer by Javier Sierra

Die Pforten der Templer by Javier Sierra

Autor:Javier Sierra
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
veröffentlicht: 2014-09-20T22:00:00+00:00


LUX

atsächlich, Gluk kniete, bis auf einen weißen Lendenschurz völlig unbekleidet, am Boden, streckte die Arme nach oben und sah zur Decke. Er flüsterte etwas Unverständliches, wie ein Gebet in einer fremden Sprache, und um sich herum hatte er eine Ansammlung von Gegenständen und Pflanzen ausgebreitet. Der Ritter betrachtete sie alle genau, das keltische Kreuz, also ein Kreuz, das von einem Kreis umfangen ist, einige heidnische Amulette, einen Rosenkranz aus Holzperlen, etwas Moos und einige Kiefernnadeln, ein Stück grober Wollstoff und einen Krug mit einer Flüssigkeit, die er von seinem Standpunkt aus nicht näher bestimmen konnte.

Gluk bewegte seine Arme, tauchte die Fingerspitzen in die Krugöffnung und besprengte dann die Wände. Ihm gegenüber stand hinter dem Altar eine eigenartige, geschwärzte Madonnenfigur, die die Szene mit Freude zu beobachten schien. Der Druide besprengte zuweilen auch sie. Dann sah er wieder in einem Stapel mit Papier nach, worauf er bizarre geometrische Figuren gezeichnet hatte. Der Sack lag halb offen und ein Stück glattes Metall blitzte hervor, das den beiden Spionen sofort bekannt vorkam. Es war ein Astrolabium, so wie sie Baumeister Blanchefort eines aus den Händen gerissen hatten. Der Ritter und sein Schildknappe sahen sich überrascht an.

»Seht Ihr, Herr? Er hat sogar ein Buch!«

Der Ritter nickte sprachlos. Bislang hatte er Bücher nur in Clairvaux gesehen, und selbst dort handelte es sich bei den Handschriften um besondere Raritäten, die nur selten jemandem überlassen wurden, der ihrer Lektüre fähig war. Ohne Erlaubnis verließ ohnehin kein Codex das Kloster, und jedes einzelne Exemplar wurde wie ein wahrhaftiger und kostbarer Schatz behandelt.

»Ein Buch«, flüsterte auch Johann erstaunt.

Doch bevor er noch mehr sagen konnte, unterbrach der Hexenmeister seine kultische Handlung.

»Ein Buch, so ist es!«, rief Gluk plötzlich so laut, dass seine Feststellung durch die gesamte Krypta zurückhallte. »Und zwar das Beste! Nicht einmal die Bibel reicht an Weisheit und Einfallsreichtum daran heran!«

Ohne sich umzudrehen, schlug der Druide es mit einem Handstreich zu.

»Das Ziel des Weisen11 ist sein Titel«, erklärte er in perfektem Französisch, wobei er ihnen immer noch den Rücken zukehrte. »Ich habe es von jemandem erhalten, der seinen Verfasser in Cordoba kennen gelernt hatte, einen gewissen Abul Kasim Maslama. Es ist der Schlüssel für diese und noch andere Pforten, wisst Ihr das? Seit einigen Tage spüre ich das Beben, das diesen Ort bewegt, und deshalb habe ich mich beeilt, zu Euch zu kommen.«

Keiner der beiden antwortete ihm. Wie konnte er sie sehen, wenn er noch nicht einmal den Kopf gedreht hatte?

»Willkommen«, sagte er. »Euch schickt Bruder Bernhard, nicht wahr? Ah, Bernhard! Er hat dieses Buch auch kennen gelernt und es so gründlich wie ich studiert. Ich weiß, dass er seine Macht respektiert. Ihr kennt mich nicht, aber wir zwei sind gute Freunde. Auch wenn wir uns schon seit fast zwanzig Jahren nicht mehr begegnet sind, wird er mich sicher gern wiedersehen.«

Johann von Avallon war von den hellseherischen Fähigkeiten des Alten überrascht und hielt instinktiv den Dolch in seinem Gürtel gezückt. Wer war dieser Mann, der ohne sich umzudrehen sehen konnte und sich als alten Freund seines Abtes bezeichnete?

»Schon gut«, entgegnete der Ritter herausfordernd.



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