Die Mestizin by César Aira

Die Mestizin by César Aira

Autor:César Aira [Aira, César]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2010-11-26T23:00:00+00:00


Der Prinz schlief natürlich immer noch, also konnten sie genauso gut etwas fürs Frühstück jagen, und die Kinder konnten ausschwärmen. Bis auf einige kurze Unterbrechungen hatte die Sonne den ganzen Morgen geschienen. Jetzt war sie hinter einer hellgrauen Wolkenschicht verborgen, die alles in Weiß tauchte. Die zweckmäßigste Beleuchtung für die Jagd.

Die Bögen der Männer sahen aus wie Spielzeuge, so klein waren sie. In gespanntem Zustand genügte das leiseste Säuseln der Blätter, und schon ging ein Ruck durch alle Muskeln, und das bleistiftgroße Pfeilchen schnellte los. Sie zielten nicht. Es war schwierig danebenzuschießen. Der Pfeil aus gespitztem Bambusrohr war so leicht, dass er in der Luft flatterte. Nach einer Weile hatten sie einen hübschen Vorrat an verschiedenen Vögeln zusammen. Von vielen kannten sie nicht einmal den Namen, aber in dieser Gegend waren nur die Vögel mit weißem Gefieder giftig oder unverdaulich. Die indianischen Arzte wussten aus den Köpfchen eines Vogels Tropfen auszupressen, die mit einer gewissen Regelmäßigkeit dazu verwandt wurden, eine Thronfolge zu beschleunigen oder eine Streitigkeit beizulegen. Zufällige Vergiftungen kamen äußerst selten vor, denn wer Vögel aß, die er nicht kannte, verhielt sich äußerst fahrlässig. Höchstens also bei einem zu üppigen und amüsanten Frühstück.

Sie steckten die Beute in Säcke aus elastischem Stoff, die sie auf dem Rücken trugen. Wenn keine Vögel mehr hineinpassten, schleppten sie sich, erdrückt von riesigen Ballons aus schattierter Federmasse, zum Zeltlager, von dem sie sich nicht allzu weit entfernt hatten.

Die Kinder drangen in Waldstücke ein, um nach Nestern zu suchen. Wendig wie Affen kletterten sie die Bäume hinauf, indem sie sich mit Händen und Füßen an den Stamm klammerten und doch den Körper auf Abstand hielten. Was den Eindruck von Schwerelosigkeit hervorrief. Und sie waren leise, bis auf das Lachen. Manchmal flog ein Vogel herbei, um verträumt über der Beute zu singen. Ein Kind hielt erschrocken inne. Wegen der Augenfarbe konnten die Vögel den Blick nicht erwidern. Und die Kinder hatten gelernt, niemals in ein Auge zu sehen, das dem Blick auswich… Manche Nester verströmten einen merkwürdigen Geruch, den sie kraftvoll einsogen, eine intime und geheime Ausdünstung, die in den Träumen wiederkehrte.

Sie brachten reichlich Beute mit: Junghasen, kleine Frösche mit dicken Schenkeln. Die Frauen sammelten wilde Früchte und Knollen. Die Schwimmer holten Nardenwurzeln aus dem Wasser und die süße Zwiebel, aus der die Binse wächst. Minzblätter, kleine, säuerliche Kürbisse. Nichts war ihnen exotisch genug.

Als Hual erwachte, neigte sich der Tag bereits dem Ende zu. Nach seinen narkotisierten Nickerchen fiel es ihm unendlich schwer, ins Leben zurückzukehren. Er war nicht bemalt, die Bänder hingen schlaff herab. Bevor er das Zelt verließ, setzte er sich eine Schildmütze aus Blättern auf. Er konnte kaum die Augenlider öffnen. Das Licht, das er so sehr brauchte, um die Angst zu verscheuchen, tat ihm weh.

Er ging in Richtung Wasser und lenkte sich ab, indem er die feuchte Luft einatmete, die sich allmählich mit dem Duft nach gebratenem Fleisch und Gewürzen sättigte. Es war das beste Mittel, um ihn endgültig aufzuwecken. Seine Höflinge hatten Hunger. Sie tranken Aperitifs und aßen wilde Oliven, bis die Tauben endlich goldbraun gebraten waren.



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