Die Luft, die du atmest by Carla Buckley

Die Luft, die du atmest by Carla Buckley

Autor:Carla Buckley [Buckley, Carla]
Die sprache: deu
Format: mobi
Tags: Spionage, Belletristik/Krimis, Thriller
Herausgeber: Rowohlt Digitalbuch
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


ZWEIUNDZWANZIG

Wo waren sie?

Ann stand auf der Terrasse und sah zu Libbys Haus hinüber. Von den schwelenden Resten des Hauses auf der anderen Straßenseite wehte noch immer Rauchgeruch herbei. Der Schnee um sie herum war mit Ruß gesprenkelt.

Vielleicht war Libby auf dem Weg zu ihren Eltern, die ein Lehmhaus in den Bergen von New Mexico hatten. Sie würde Jacob aus dem Kindersitz nehmen und ihn ihrer Mutter überreichen, glücklich, bei ihnen zu sein. «Frohe Weihnachten», würde Libby sagen, und Smith würde den Arm um ihre Schultern legen, bevor alle zusammen ins Haus gingen.

Ann stellte sich vor, wie es wäre, wenn sie selbst bei ihren Eltern ankäme. Ihre Eltern würden fröhlich lachend in der Haustür stehen, und hinter ihnen würden die bunten Lichter im Tannenbaum glitzern. Maddie würde vor Freude auf und ab hüpfen, und Kate würde sich von ihnen umarmen lassen. Ihr Vater würde darauf bestehen, ihnen die Koffer zu tragen. Ann würde ihn schimpfend davon abhalten.

Hör auf damit, mahnte sie sich.

Ihre Eltern waren nicht zu Hause. Sie waren in Charlottesville. Vorausgesetzt, sie hatten die Reise erfolgreich hinter sich gebracht. Natürlich hatten sie das. Beth war klug. Sie war durchsetzungsfähig und wusste, was sie wollte. Sie ließ sich durch nichts und niemanden von ihrem Weg abbringen.

Die Ungewissheit war grausam. Es gab so vieles, das sie nicht wusste. Die Stille, das Schweigen, erdrückte sie. Es hallte in ihren Ohren. Es höhnte laut, während sie da draußen nach Anzeichen von Leben spähte. Wer wusste, was in den Krankenhäusern los war, den Laboren, in anderen Orten und Städten? Sie wusste ja nicht einmal, was nebenan los war.

Ihre Mutter, ihre Schwester, ihre beste Freundin, alle waren sie weg. Sie hatte niemanden mehr.

Sie trat in die Küche zurück und verschloss die Tür.

«Wo ist es?», brüllte Kate von oben.

«Erst wenn du ‹bitte› sagst!», schrie Maddie aus dem Wohnzimmer.

Die Mädchen zankten sich schon wieder. Ann spürte, wie es hinter ihren Augen zu pochen begann. Kopfschmerzen. Peter kam mit der Hausapotheke von oben. Die Angst schlug zu. «Wer ist krank?»

«Ich will nur mal sehen, was wir haben.» Er breitete die Sachen auf der Küchentheke aus. «Haben wir noch irgendwo Hustensaft?»

Machte er Inventur? Um so etwas hatte er sich doch sonst nie gekümmert. Das war immer ihre Sache gewesen. Aber wahrscheinlich hatte es jetzt, wo es keine Läden und keine Tankstellen mehr gab, auch für ihn an Bedeutung gewonnen. Sie wusste nicht, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war. «Die Mädchen haben noch welchen in ihren Medizinschränken. Warum?»

Oben trampelte Kate durch die Zimmer.

Maddie rief: «Hast du in der Toilette geguckt?»

«Mom! Maddie hat Eule ins Klo geschmissen und abgezogen!»

Entsetzt marschierte Ann ins Wohnzimmer, wo Maddie mit einem Buch quer in einem Sessel lag.

«Stimmt das?», fragte sie erbost.

«Sie hat all meine Wachsstifte geklaut, Mom. Und sie alle durchgebrochen.»

Ann wandte die Augen zur Decke. «Das tut mir leid, Schatz.» Sie sah Maddie an. «Aber hast du Eule ins Klo geworfen?»

Maddie leckte sich die Lippen. Dann beugte sie sich vor und flüsterte: «Nein. Aber nicht Kate sagen, Mom.»

«Ann?», rief Peter aus der Küche.



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