Die Letzte Nacht Des Matze Blitz by Aleks Wiercinski

Die Letzte Nacht Des Matze Blitz by Aleks Wiercinski

Autor:Aleks Wiercinski [Wiercinski, Aleks]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Zauberberg Verlag
veröffentlicht: 2015-08-01T16:00:00+00:00


Nachdem wir das Spülbecken und den Küchenboden geschrubbt, die Fleischreste und die Verpackungen in die Mülltonnen gestopft und eine Pfütze aus Daniels Kotze mit dem Gartenschlauch weggespritzt hatten, wuschen wir uns abwechselnd im großen Bad im ersten Stock gründlich ab – wobei ich erneut mein Pflaster wechselte – und fielen in Daniels Schlafzimmer auf zwei der auf dem Boden verteilten Matratzen. Wir waren zwar hundemüde, aber beide immer noch zu aufgedreht, um einzuschlafen.

Der Radiowecker, dessen rote LED-Ziffern die einzige Lichtquelle im Raum darstellten, zeigte kurz vor fünf Uhr an, als ich in die Dunkelheit hineinfragte:

„Warum hast du eigentlich den Hammer mitgenommen?“

„Was?“

„Wir hatten doch einen Hammer dabei. Warum hast du den eigentlich mitgenommen?“

„Ach so. Ja. Ich wollte noch ein paar Steaks an die Reifen nageln.“

„Und?“

„Ich hab die Nägel vergessen.“

„Hm“, machte ich und schwieg daraufhin.

Was ich sonst noch zu sagen hatte, wusste ich zwar, aber das wie bereitete mir Probleme.

Ich hörte, wie Daniel sich am anderen Ende des Raums unter seiner Decke drehte.

„Matze“, sagte er ernst.

„Ja?“, erwiderte ich vorsichtig.

„Tut mir leid, falls wir dich in letzter Zeit ausgeschlossen haben.“

Katze aus Sack und so, dachte ich.

Kurz wartete er auf eine Reaktion, fuhr dann aber fort, als keine von mir kam.

„Es ist gerade nicht einfach, weißt du. Wir wissen alle, dass unsere gemeinsame Zeit zu Ende geht, auch wenn es keiner offen sagen will.“

„Das muss aber nicht so sein“, unterbrach ich ihn. „Nur, weil wir nicht mehr in eine Klasse gehen, müssen wir doch nicht aufhören, Freunde zu sein.“

„Ich sehe das ja genauso“, gab Daniel nach einer kurzen Bedenkzeit zu. „Aber ich glaube, Steff und Robert sind im Kopf längst woanders – auch wenn sie nicht wirklich darüber reden wollen, sind die beiden schon weitergezogen. Deswegen reagieren sie momentan allergisch auf alles, was den letzten Rest Ruhe stört, den wir noch gemeinsam haben.“

„Du meinst mich“, stellte ich angespannt fest.

„Leider ja“, gab Daniel in der Dunkelheit zu.

Ich hörte, wie er sich aufsetzte und gegen die Wand lehnte. Seine Stimme drang nun viel klarer zu mir herüber.

Ich blieb liegen und starrte in die Schwärze.

Daniel fuhr fort: „Steff und Robert haben Pläne. Für ihre Zukunft genauso wie für unseren Abschied. Sie wollen nochmal voll auf die Kacke hauen. Und ich bin da ganz bei ihnen, wenn ich ehrlich sein soll. Ich will mich meinen Freunden nämlich nicht in den Weg stellen, weißt du. Auch wenn ich es eigentlich gerne täte.“ Er räusperte sich. „Die beiden fanden es jedenfalls Scheiße, dass du gegen den Plan für Silvester warst.“

„Steffs Plan, meinst du“, brummte ich in seine Richtung. Unter der Decke verschränkte ich meine Arme.

„Siehst du? Das meine ich. Es sollte unser aller Plan sein – unser gemeinsamer Plan. Dass Steff und du euch nicht besonders mögt, sollte da nicht dazwischen kommen.“

„Aber es ging doch gar nicht darum, dass mir Steff auf den Sack ging. Ich hab doch keinen Streit gesucht oder sowas. Ich wollte doch bloß einen Gegenvorschlag dazu machen, sich besinnungslos zu saufen“, wehrte ich mich.

„Und ich kann mich nur wiederholen, Matze: Keiner zwingt dich, zu saufen oder zu kiffen oder sonst was.



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