Die Kaiserin by Korber
Autor:Korber
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2014-05-14T16:00:00+00:00
»Saturn, Merkur und Venus haben Affinitäten zur blauen Partei; die Sonne, Mars und Luna zur grünen; Jupiter ist beiden gewogen. Von den Sternen verschafft derjenige, der über einem Mittelpunkt steht, der von wohltätigen Planeten in seinem Haus angeschaut wird oder der sich in diametralem oder trigonem Aspekt zu Jupiter befindet, der Partei den Sieg, der er entspricht. Der Aszendent und derjenige, von dem Luna sich entfernt, bestimmen den Wagenlenker, der den Himmel über den Ausgang des Kampfes befragt, so wie heute abend ihr, Porphyrios«, unterbrach Proclos seine Erläuterungen, um dem sichtlich gelangweilten jungen Mann zuzuprosten. »Der Abendstern«, fuhr er fort, »und derjenige, der sich Luna annähert, bestimmen den Konkurrenten.«
»Hah!« Von Porphyriosâ Seite kam betrunkenes Gelächter, so laut, daà es selbst den Hochbetriebslärm im »Bacchus« übertönt hätte. Von den getäfelten Wänden des Speisezimmers hallte es unangenehm wieder, und die zwischen den Stehlampen aufgereiht stehende Dienerschaft starrte stumm geradeaus. »Einen schönen Gruâ¦Â«, er rülpste, »⦠einen schönen Gruà an Senator Areobindus und seine Gemahlin. Aber wenn ich morgen gegen seine Krücke von den Grünen antrete mit meinen Rennern, dann hilft ihm kein Abendstern, dann mach ich ihn fertig.« Zustimmung heischend sah er in die Runde.
Es war Vitalian, der mit meckerndem Lachen zustimmte und Porphyrios aufmunternd zuprostete.
»Recht habt ihr. Wennâs drauf ankommt, dann helfen einem Mann nur sein Mut und seine Entschlossenheit, keine Sternkonjunktion. Klugheit, Wille«, setzte er seine Rede fort und sah die anderen Anwesenden an. Belisarius fing Feuer, als er das hörte. Heftig nickend hing er an den Lippen des Generals. Er als Söldnerführer rekrutierte seine Truppen aus den unterschiedlichsten Völkerschaften. Thraker, Gallier, Gepiden, Goten und Hunnen ritten dort Seite an Seite mit Laziken, Griechen, Persern, Ãgyptern, Numidern, Arabern und vielen anderen, die neben ihren verschiedenen Sprachen und Waffen auch ihre Religionen und ihren Aberglauben mitbrachten. Er beherrschte diese bunt zusammengewürfelten Haufen durch sein Charisma, seine Ausstrahlung eines jugendlichen Kriegsgottes und durch die sichere Ãberzeugung, die er ihnen einflöÃte, daà ihn das Schlachtenglück nie verlassen könne. Belisar hätte es nicht so formulieren können, doch er wuÃte, wie wichtig dieser Glaube an die Fortuna eines Feldherrn neben dessen Begabung war. Beides hatte Alexander groà gemacht, und auch er wollte damit groà werden. Klugheit und Wille, das waren auch seine Götter. Für seine Männer aber war es wichtig zu wissen, daà alle Sterne am Himmel, alle Geister der Ahnen und alle Zauberkräfte ihrer Universen nie von etwas anderem flüstern werden als von Belisars unerschütterbarem Ruhm und Sieg. Bald diskutierten sie heftig. Justinian winkte nach mehr Wein, sah aus dem Fenster, wo die Sonne zu sinken begann, und wieder zurück in die Gesichter seiner Gäste.
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