Die Jugend des Königs Henri Quatre by Heinrich Mann

Die Jugend des Königs Henri Quatre by Heinrich Mann

Autor:Heinrich Mann [Mann, Heinrich]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 3499106892
Herausgeber: Rowohlt
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Das wird aus der Liebe

Er kam zu der Tür der Königin von Navarra inmitten vieler Herren, von denen nur wenige ihn verteidigt hätten, wenn die anderen Mörder gewesen wären. Er hatte aber alle diese mitgenommen, damit sie später bezeugen müßten, er wäre zu der Königin gegangen. Er hielt für jeden Fall seinen Dolch in der Faust, mit ihm kratzte er an der Tür - nicht stark, aber sie ging gleich auf. »Ich warte schon, mein Herr und Meister, Sie kommen heute später als sonst«, sagte die Königin.

Er schloß und riegelte von innen. Als er sich umwendete, lag sie auf den Kissen und breitete ihm die Arme hin. Er wußte, was er wollte: ihrer Mutter den boshaften Plan durchkreuzen; und das tat er hiermit, wiederholte es auch und fand überhaupt kein Ende. Die zärtliche Margot mußte ihn bitten, nicht zu vergessen, daß sie wieder vereint wären nach einer langen und schrecklichen Trennung.

»Da ich jetzt einen Sohn von dir haben werde, mein liebes Herz, so sage mir: warum hast du dich nicht schon früher besonnen auf dieses Mittel, alle deine Feinde zu besiegen?«

»Du wirst mir einen Sohn geben?«

»Ich fühle es«, sagte sie. »Ich will es«, verbesserte sie.

»Wie sehr hab ich dich längst herbeigesehnt! An deiner Tür kratzte ich noch gestern abend.«

Er hätte sie in die Arme geschlossen: diesmal um in ihr seinen Sohn zu empfangen. Indessen, sogar noch beim Höherschlagen seines Herzens erinnerte er sich der List als seines Gesetzes. Die List regiert dies Leben. Die Tochter verbringt ihre Tage auf der Truhe im Zimmer der Mutter und ist ihr Werkzeug. Schon einmal war ihr selbst unbewußt geblieben, welcher Verräterei sie diente. Er fragte: »Ist hier nicht ein Mörder versteckt?« - lehnte sich hinaus und griff nach seinem Dolch. Wenn sie die leiseste Bewegung versucht hätte, um ihn festzuhalten! Im Gegenteil, sie erstarrte. Sie flüsterte schreckensvoll und so leise, daß kein Eindringling es gehört hätte: »Ich dachte nicht daran, daß wir Feinde sind.«

»Ich hatte es selbst vergessen«, sagte er. »Alles dies, die Lust und auch den Schmerz, uns sind sie verboten.« Worauf sie ihm schnell ihre Lippen reichte, aber die Zähne schimmerten darin. Er sagte noch atemlos von dem Kuß: »Faciuntque dolorem.« Sogleich hörte er von ihrer schönen Stimme den ganzen Vers und dachte dabei: ›Sie hat mir dennoch die Geheimnisse ihrer furchtbaren Mutter verraten; und heute abend hat sie vor allen den Edelleuten so getan, als empfinge sie mich täglich.« Er ließ es darauf ankommen und fragte: »Meine schöne Königin, willst du mir helfen, mich zu befreien?«

»Ich bewundere Sie, Sire, Sie sind der Gefahr gewachsen wie noch keiner. Auf Sie hat Virgil diesen Vers gemacht: ›Kein Mühe und Gefahr, drin ich nicht Meister war. Wie auch die Hölle um mich streitet, ich bin auf alles vorbereitet.«

»Ist die Übersetzung von Ihnen selbst?« fragte der Liebende. »Sie haben eine hohe Gelehrsamkeit und viel Übung. Aber wie steht es mit meiner Befreiung?«

»Vor allem hüten Sie sich vor meiner Freundin de Sauves!« erwiderte die Liebende. »Ich sehe wohl, daß die Sirene Sie anlockt. Folgen Sie ihr nicht! Sie wären verloren.



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