Die Hexe von Tondern. Roman by Kari Koester-Loesche

Die Hexe von Tondern. Roman by Kari Koester-Loesche

Autor:Kari Koester-Loesche [Koester-Loesche, Kari]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: eBooks, historischer Roman, Hexe, Nordfriesland, 17. Jahrhundert, Drama
ISBN: 978-3-95824-259-3
Herausgeber: dotbooks
veröffentlicht: 2015-06-12T16:00:00+00:00


***

Tade Hansen machte sich gutgelaunt auf den Weg, um bei einer der Klöpplerinnen im Mühlenweg eine Spitzenbordüre für seine Frau zu kaufen. Das Volk, das sich gestern noch zusammengerottet hatte, blieb heute anscheinend in den Häusern. Er sah nur hier und da Leute, die wie er selbst in dringenden Geschäften unterwegs waren, die sie zum Ausgehen zwangen.

Angewidert betrachtete Tade die toten Ratten. Ganze Nester lagen auf den Misthaufen, die wie Perlen an einer Schnur in der Gasse Hinter den Südlichen Ställen aufgereiht waren. Er beugte sich hinunter, um zwischen Schweinemist und Kuhfladen einen der Rattenkadaver genauer zu betrachten.

Die Ratte hatte Blutspritzer auf der Nase und auf den hellgrauen Vorderpfoten. Das Tier mußte versucht haben, sich zu säubern, bevor es starb. So etwas hatte Tade noch nie gesehen. Er ergriff das Tierchen mit spitzen Fingern am Schwanz und warf es herum, so daß es auf den Rücken zu liegen kam. Die schlaffen Beine sanken zur Seite.

Der Bauch war hellgrau und unauffällig; nur die Achselhöhlen waren ungewöhnlich ausgebeult. Als Tade mit dem Finger darauf tupfte, spürte er unter dem Fell einen kleinen, festen Knoten. Die Ratte war noch warm; sie konnte noch nicht lange tot sein.

Bei den anderen Ratten war es genauso; sogar in einer Kniekehle fühlte er ein Knötchen. Tade hätte etwas darum gegeben, hätte ihm jemand erklären können, was das bedeutete. Es mußte eine Bedeutung haben.

Dann ließ er hastig von der Ratte ab. Seine Vorsicht hatte ihn gelehrt, sich nie mit den kranken Tieren anderer Bauern zu befassen. Letzten Endes galt dasselbe für Ratten anderer Städte.

Pfeifend setzte er seinen Weg fort. Wo die Häuser zurückgesetzt standen, fiel der Wind wieder in voller Wucht ein und riß ihm die Töne von den Lippen. Das schlechte Wetter war noch nicht vorüber; hoffentlich würde es dem Fischer überhaupt gestatten, sie abzuholen. Besorgt sah er, daß der Mühlenweg schlammig und aufgeweicht war.

Die Klöpplerin, die als eine der wenigen Frauen nicht für einen Verleger arbeitete, sondern ihre Ware frei verkaufte, legte Tade verschiedene Spitzen vor. Angesichts seines neuen Geschäftsabschlusses erlaubte Tade sich, ein fertiges Kissen zu kaufen, das sehr teuer, aber sehr schön war. Kaike würde sich freuen.

Mit dem Kissen unter dem Arm verließ er das Haus. Er hatte noch Zeit genug, ein wenig durch die Stadt zu bummeln; nachdem ihm die Ochsen nicht mehr auf der Seele lagen, würde es auch ihm Spaß machen, auf dem Markt umherzuschauen und mit Leuten zu schwatzen, die Neuigkeiten berichten konnten.



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