Die Herren der Zäune by Mills Magnus

Die Herren der Zäune by Mills Magnus

Autor:Mills, Magnus [Mills, Magnus]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-02-11T16:00:00+00:00


★★★

Ich wunderte mich, dass Richie immer so lange brauchte, bevor er zurückkam. Jedesmal, wenn ich ihn mit einem Auftrag wegschickte, war es das Gleiche. Diesmal war ausgemacht, dass er allein am anderen Ende von Mr. Halls Zaun arbeiten und den Maschendraht an die neuen Pfosten tackern sollte. Er hätte seit einer Ewigkeit damit fertig sein müssen. Irgendwann ging ich nach ihm sehen und musste feststellen, dass er die Häkchen mit einem großen Stein einschlug. Eine Weile lang beobachtete ich seine primitive Arbeitsweise, dann fragte ich ihn nach seinem Hammer.

Er machte eine Kopfbewegung Richtung Hügel. »Da oben.«

»Aber gestern Morgen sind wir doch raufgegangen, um das Werkzeug zu holen«, sagte ich.

»Ich wusste nicht, dass ich meinen Hammer brauchen würde«, antwortete er.

»Warum denn nicht?«

»Wusste es eben nicht.« Er hielt den Stein in der Hand.

»Warum leihst du dir nicht den von Tam?«, fragte ich.

»Er hat seinen letzte Woche verloren. Seither hat er immer meinen benutzt.«

»Er hat seinen Hammer verloren?«

»Ja.«

Ich zog meinen eigenen Hammer aus dem Gürtel und reichte ihn Richie.

»Warum hast du mich nicht gefragt?«, sagte ich.

»Ich habe nicht geglaubt, dass du mir deinen leihen würdest. Du hast uns ja auch nicht den Dosenöffner geliehen, stimmt’s?«

»Das war etwas anderes.«

Nachdenklich lief ich zurück zu der Stelle, wo Tam den nächsten Spannpfosten eingrub. Als ich näherkam, legte er sich mächtig ins Zeug und hörte erst wieder auf, als ich direkt neben ihm stand.

»Gibt’s irgend ‘ne Möglichkeit, für heute Abend einen Vorschuss zu bekommen?«, fragte er und streckte sich.

»Wie viel?«, fragte ich.

»Also, wie immer, denk’ ich mal«, gab er zurück.

»Nur geliehen, nicht als Vorschuss«, sagte ich.

Tam nickte: »Ist in Ordnung.«

Mittlerweile war ich selbst nicht mehr besonders gut bei Kasse. Donald war spät dran mit unseren Löhnen. Aber jetzt war diese Sache mit Mr. Hall dazwischengekommen, und falls er pünktlich zahlte, konnte ich mir mein Geld von Tam wiederholen. Ich willigte also ein, ihm nochmal Geld zu leihen.

»Pich braucht auch welches«, sagte er.

»Du hast deinen Hammer verloren?«, fragte ich, um das Thema zu wechseln.

»Woher weißt du das?«, fragte er.

»Nur so, geraten«, antwortete ich.

Pause.

»Leihst du Rich denn nun auch was?«, fragte er.

»Ja, ich denke schon.«

»Schön, ich geh’s ihm sagen.« Dann marschierte er los, immer am Zaun entlang. Ich beobachtete Tam und Richie, wie sie sich in der Ferne trafen. Eine kleine Verzögerung trat ein, dann holte Richie etwas aus seiner Hemdtasche. Ein paar Sekunden später stiegen kleine Rauchwolken über ihren Köpfen auf.

Zum Abschluss musste jeder Abschnitt von Mr. Halls Zaun an der Oberkante mit Stacheldraht versehen werden. Stacheldraht ist eines der schlimmsten Materialien, mit denen ich je gearbeitet habe. Wenn man ihn nicht festhält, hat er die Gewohnheit, sich in alle möglichen Richtungen zu winden und sich wie eine stachelige Schlange an einem festzubeißen, wenn man ihn entwirren will. Geliefert wird er auf schweren Rollen, die nicht auf das Abwickelgerät passen. Deshalb muss der Stacheldraht zunächst auf dem Boden ausgerollt werden, bevor er gestrafft und befestigt werden kann. Eine ziemlich unangenehme Sache. Im ersten Zaunabschnitt war der Maschendraht bereits vollständig angebracht. Ich fragte also Tam, ob er mit dem Ausrollen des Stacheldrahtes beginnen konnte.



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