Die Hand des Teufels by Gabaldon Diana

Die Hand des Teufels by Gabaldon Diana

Autor:Gabaldon, Diana
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-07-31T04:00:00+00:00


EPILOG

Sooft die Trompete erklingt

Die Schlachtordnung war festgelegt. Die Herbstsonne war kaum aufgegangen, und im Lauf der nächsten Stunde würden die Truppen ihrem Schicksal an der Brücke von Aschenwald entgegenmarschieren.

Grey stand im Stall und überprüfte Karolus’ Zaumzeug. Er zog den Sattelgurt nach und verschnallte die Trense, während er die Zeit bis zu seinem Aufbruch verstreichen ließ, als sei jede Sekunde ein unersetzlicher, höchst kostbarer Tropfen seines Lebens.

Draußen vor den Ställen herrschte Kopflosigkeit. Leute rannten hierhin und dorthin, sammelten ihre Habseligkeiten zusammen, suchten nach Kindern, riefen nach Frauen und Eltern, verstreuten wieder die eben eingesammelte Habe, abgelenkt und achtlos. Das Herz klopfte ihm in der Brust, und dann und wann liefen ihm kleine Schauer an der Rückseite der Beine entlang und trafen sich dazwischen, wo sich seine Hoden ballten.

In der Ferne schlugen die Trommeln und riefen die Truppen zur Ordnung. Ihr Grollen schlug in seinem Blut, in seinem Mark. Bald, bald, bald. Ihm war eng um die Brust; es war schwer, tief durchzuatmen.

Er hörte die Schritte nicht, die sich im Stroh des Stalls näherten. Doch angespannt, wie er war, spürte er die Bewegung der Luft in seiner Nähe. Es war jene Ahnung, dass sich etwas näherte, die ihm dann und wann das Leben gerettet hatte. Er fuhr herum, die Hand am Dolch.

Es war Stephan von Namtzen, farbenprächtig in voller Uniform, den gefiederten großen Helm unter einem Arm – doch im Unterschied zu seiner Kleidung war seine Miene nüchtern.

»Es ist fast Zeit«, sagte der Hannoveraner leise. »Ich möchte gern mit Euch sprechen – wenn Ihr bereit seid, mich anzuhören.«

Grey ließ die Hand langsam von seinem Dolch sinken und atmete tief durch.

»Ihr wisst doch, dass ich bereit bin.«

Von Namtzen senkte den Kopf anstelle einer Antwort, sprach aber nicht sogleich, da er anscheinend nach Worten suchen musste – obwohl sie jetzt Deutsch sprachen.

»Ich werde Louisa heiraten«, sagte er schließlich. »Wenn ich Weihnachten noch lebe. Meine Kinder … « Er zögerte, die freie Hand flach auf der Brust seines Rockes. »Es wird gut sein, wenn sie wieder eine Mutter haben. Und …«

»Ihr braucht mir keine Gründe zu nennen«, unterbrach ihn Grey. Er lächelte den kräftigen Deutschen voll offener Zuneigung an. Es war keine Vorsicht mehr nötig. »Wenn das Euer Wunsch ist, wünsche ich Euch Glück.«

Von Namtzens Gesicht hellte sich ein wenig auf. Er senkte leicht den Kopf und holte Luft.

»Danke. Ich habe gesagt, ich werde heiraten, wenn ich dann noch lebe. Wenn nicht …« Seine Hand ruhte immer noch auf seiner Brust, über der Miniatur seiner Kinder.

»Sollte ich überleben und Ihr nicht, werde ich zu Eurer Familie reisen«, sagte Grey. »Ich werde Eurem Sohn sagen, wie ich Euch kennen gelernt habe – als Soldat und als Mann. Ist das Euer Wunsch?«

Der Hannoveraner blieb ernst, doch eine tiefe Wärme machte seinen Blick weicher.

»So ist es. Ihr kennt mich vielleicht besser als sonst jemand.«

Er stand still da und sah Grey an, und ganz plötzlich setzte das gnadenlose Verstreichen der Zeit aus. Draußen herrschten immer noch Verwirrung, Hast und Gefahr, und die Trommeln schlugen laut, doch im Innern des Stalls herrschte großer Friede.



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