Die Gefangene von Göteborg by Rosman Ann

Die Gefangene von Göteborg by Rosman Ann

Autor:Rosman, Ann
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Aufbau Digital
veröffentlicht: 2014-01-01T00:00:00+00:00


GERICHT FALKÖPING

9. November 1802

Draußen fiel Schneeregen, und Metta war ganz durchgefroren, als sie mit ihrem Bruder Gustaf in den Gerichtssaal geführt wurde. Sie legte den Mantel ab und sah sich um. Ihr Magen rebellierte schon die ganze Zeit. Auf dem Herweg hatten sie mehrmals anhalten müssen, damit sie sich in den Schnee übergeben konnte. Vielleicht waren ihre Sorgen der Grund, vielleicht auch nur das Kind in ihrem Bauch.

Im Saal war eingeheizt worden, und während die Menschen hereinströmten, um einen Blick auf die des Mordes angeklagte Adelige zu werfen, verbreiteten sich die Feuchtigkeit von nassen Schuhen und der Geruch nasser Wollkleidung. Ihr war übel. Hinter ihr wurde getuschelt und geflüstert. Die Blicke bohrten sich ihr in den Rücken, und aus dem Augenwinkel sah sie, wie sich in den Bankreihen immer mehr Leute drängten.

Metta dachte an Focken, an Charlotta Lovisa und nicht zuletzt an Claes Abraham, als sie aufstand, weil die Richter den warmen, stickigen Saal betraten. Der Provinzrichter Georg Arsenius nickte den Zuhörern gnädig zu und richtete seinen Blick dann auf die Angeklagte.

Zunächst wurde sie gebeten, Fockens Krankheit zu beschreiben. Das Kind in ihrem Leib bewegte sich, trat und boxte. Ihre Unruhe erschwerte es ihr, einen klaren Gedanken von Anfang bis Ende durchzudenken. Sie kam ins Stocken und stotterte. Du musst dich beruhigen, dachte sie sich. Du klingst wie eine Irre. Erzähle einfach, was passiert ist. Kein Mensch wird unschuldig verurteilt. Sie atmete tief durch und beschrieb dann, wie Focken schon länger über Kopfweh geklagt hatte. Sie konnte ihn noch vor ihrem inneren Auge sehen, wie er um zwei Uhr nachts aus dem Haus gegangen war, um erst am Morgen wieder zurückzukehren.

»Was machte er um diese Zeit draußen?«, fragte Richter Arsenius.

»Ich weiß es nicht«, antwortete Metta.

»Und es ist Euch nicht eingefallen, ihn zu fragen?«, hakte er nach.

»Doch. Aber ich bekam keine Antwort.«

Sie beschrieb weiter, wie er ständig gefröstelt hatte und sie ihm daraufhin eine Grütze gekocht hatte. Danach waren alle an ihre Arbeit gegangen. Aber als es ihrem Mann schlechterging und er Schüttelfrost bekam, hatte man den Mesner geholt, damit er ihn zur Ader ließ.

»Und, wie verlief diese Behandlung?«, fragte Arsenius und schob seine Brille auf die Nasenspitze.

»Fockens Blut wollte nicht fließen. Da ging er ins Bett«, antwortete Metta.

»Hat er sich übergeben?«

»Einmal vor und einmal nach dem Aderlass.«

»Und was geschah danach?«, fragte der Richter.

»Am Morgen darauf schickte ich in aller Frühe eine Nachricht an Doktor Schiller. Focken wurde ein rotes Pulver verschrieben, das er einnahm, aber unglücklicherweise wieder erbrach. Dann nahm er noch einmal etwas ein, und das behielt er bei sich. Er bekam auch noch ein paar Tropfen, die ihm gutzutun schienen. Aber er klagte weiterhin über Kopfweh, Schmerzen in der Brust sowie Verstopfung. Letzteres besserte sich jedoch ohne Medizin.«

»Und am Samstagnachmittag um vier Uhr verstarb er?«

»Ja.«

»Und Ihr habt Euch die ganze Zeit um ihn gekümmert?«

»Zusammen mit den Mägden, ja.«

Der Richter nickte versonnen und blickte in seine Papiere.

»Claes Abraham starb vor seinem Vater. Er war am Freitagabend spät nach Hause gekommen, nachdem er sich ums Vieh gekümmert hatte. Als er zu Hause war, fühlte er sich sehr krank, und tags darauf musste er sich heftig übergeben.



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