Die Froschkönigin by Moore Lorrie

Die Froschkönigin by Moore Lorrie

Autor:Moore, Lorrie [Moore, Lorrie]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
Herausgeber: Bloomsbury Kinderbücher & Jugendbücher
veröffentlicht: 2015-07-30T16:00:00+00:00


»Arroganz und Nichtzuhörenkönnen«, werfe ich ein.

»Arroganz und Nichtzuhörenkönnen.« Er lacht seufzend auf.

»Hattest du einen schönen Tag mit Marguerite? Woran denkst du gerade?« fragt er. »Hat’s Spaß gemacht? Keine Sorge. Ich kann die gesamte Unterhaltung aus eigener Kraft bestreiten. Du brauchst mir nur zuzuschauen.«

»Ich habe Marguerite wirklich gern«, sage ich.

»Ich weiß.«

Ich seufze, ziehe mir die Decken bis zum Kinn hoch.

»Ist das alles? Mehr hast du nicht auf dem Herzen?«

»Da wäre noch Manon Lescaut«, sage ich. Letzte Woche haben wir eine Aufführung in der Bastille-Oper gesehen.«

»Manon Lescaut?«

»So würde ich gerne sterben«, sage ich. »Meinen ganzen Schmuck anlegen und vom Wahnsinn singen.«

»Würdest du gern?«

»Mit meinem ganzen Schmuck bedeckt? Sicher.« Vermutlich würde ich im wahren Leben in einem Bademantel sterben, den Telefonhörer in die Halsbeuge geklemmt.

»Kenne ich dich überhaupt?« fragt Daniel. »Du trägst doch gar keinen Schmuck.«

»Aber ja.«

»Eine Uhr. Du trägst eine Uhr. Viel Lippenstift und eine Uhr.«

»Eine hübsche Uhr.«

»Wunderschön«, sagt Daniel jetzt schläfrig. Die Luft in unserem Zimmer ist feucht von den Regengüssen; meine Haare werden davon bauschig und zerzaust wie bei einer Dirne, aber Daniels Haut wird perlend und blaß, nur bei Tag kommt Farbe in seine Wangen, wenn er hektisch von einem trockenen Ort zum nächsten hastet. Er wirkt zart und jung an meiner Seite.

Ich spreche weiter. »Weißt du, das ist das einzige, was Manon nicht getragen hat: eine Uhr. Uhren sind in der Welt der Soprane kaum vertreten. Ist dir das jemals aufgefallen? Tosca? Keine Uhr. Madame Butterfly? Auch keine Uhr.«

Er hört zwar nicht mehr zu, aber ich lasse mich davon nicht abhalten. Wir haben die Rollen getauscht. »Wenn man jeden in La Bohème mit einer Armbanduhr ausstatten könnte, würde man ein Happy-End bekommen.«

»Würde man?«

»Klar«, sage ich. »Der Kerl würde bestimmt nicht von seinem Mantel singen. Er würde auf die Uhr sehen und ›Jeeii!‹ rufen.«

»Dem würde ich nur zu gerne lauschen. Einer hübschen Arie, die das Wort ›Jeeii‹ enthält.«

Daniel mag eigentlich keine Opern. »Was mir liegt, ist Philosophie«, verriet er mir einmal. »Philosophie ist wunderbar. Nur diesen ganzen Existenzkram mag ich nicht. Existieren wir wirklich? Das finde ich zum Kotzen. Aber ich mag Das Gute Und Das Böse. Ich mag Was Ist Kunst. Aber nur ein wenig Was Ist Kunst. Zuviel davon, und man erreicht über gewundene Pfade sofort wieder Existieren wir wirklich?, was ich wiederum zum Kotzen finde.«

»Ich freue mich nicht besonders darauf, nach Hause zurückzufahren«, sage ich nun.

»Wirklich nicht?«

»Ich fühle mich in letzter Zeit von allem abgeschnitten, in dem Haus, in der Stadt. Die Nachbarn rufen: ›Hallo, wie geht es Ihnen?‹, und manchmal sage ich: ›Oh, ich fühle mich heute ein wenig leer, und wie schaut’s bei Ihnen aus?‹«

»Du solltest dir einen Welpen anschaffen«, sagt er schläfrig.

»Einen Welpen?«

»Ja. Ist was anderes als die Katze. Einen Welpen kannst du in der Gegend ausführen, und die Leute bleiben stehen, lächeln und sagen: ›Oooh, sieh mal einer an – was fehlt Ihrem Welpen denn?‹«

»Was fehlt meinem Welpen denn nun?«

»Er hat Würmer, glaube ich. Kann ich nicht genau sagen. Du hättest ihn schon vor Wochen zum Tierarzt bringen sollen.«

»Du bist so gemein.«

»Tut mir leid, wenn ich deinen Erwartungen nicht entspreche«, murmelt Daniel.



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