Die Friesenrose by Jutta Oltmanns

Die Friesenrose by Jutta Oltmanns

Autor:Jutta Oltmanns
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Herausgeber: edition fredebold
veröffentlicht: 2011-12-13T20:19:52+00:00


Tjaldas Geschichte

Als die letzte Kundin mit einem Gruß das Geschäft verließ, schlenderte Inken zur Tür. Mit einem erleichterten Seufzer warf sie den Schlüssel in die Luft und fing ihn wieder auf. „Ich schließe ab!“

„Das ist gut.“ Sumis Stimme klang zufrieden. „Während diese müde Frau mit dem Abwasch beginnt, überlässt sie der Freundin mit dem klügeren Kopf das Abrechnen.“

Tjaldas missbilligendes Schnauben drang zu Inken herüber. „Ich möchte mal wissen, wer hier den klügeren Kopf hat!“

Lächelnd steckte Inken den Schlüssel ins Schloss. Da waren sie alle drei so völlig verschieden und doch eine so verschworene Gemeinschaft.

„Was würde ich nur tun ohne Tjalda und Sumi“, ging es ihr durch den Kopf. „Wahrscheinlich verzweifeln!“ Aber heute würde sie sich den Abend nicht mit Grübeln verderben. Vielleicht gelänge es ihr stattdessen ja, Tjalda oder Sumi dazu zu überreden, noch ein wenig zu bleiben. Mit den beiden Frauen an ihrer Seite war ihr leichter ums Herz.

Gemurmel und Gelächter schallte ihr entgegen, als sie die Tür zum Nebenraum öffnete. Inken griff nach einem Handtuch, und schnell war auch die letzte Tasse abgetrocknet.

„So“, meinte Tjalda erleichtert und klappte das Buch zu. „Es war wieder eine sehr erfolgreiche Woche. Sumi, hast du eigentlich schon mal gezählt, wie viele Tassen Tee so an einem Tag getrunken werden?“

Sumi schüttelte lächelnd den Kopf. „Nein, dazu hat diese Frau bislang keine Zeit gefunden. Ihr genügt es zu sehen, dass sich die Kannen immer wieder leeren.“

„Ich denke, wir sollten uns jetzt selbst eine gute Tasse Tee gönnen. Was meint ihr dazu, Mädchen?“ Tjalda blickte sie auffordernd an, und kurze Zeit später saßen sie gemütlich in der kleinen Teestube, die sonst den Gästen vorbehalten war, und genossen Sumis Aufguss.

Inken lehnte sich entspannt zurück. „Ich bin so froh, dass mich mein Weg hierher nach Emden geführt hat und dass ich euch habe.“

Sie schloss für einen Moment die Augen und genoss die Wärme und Süße des Tees. Noch vor Kurzem hatte sie geglaubt, dass es das Schicksal war, das den einen hierhin den anderen dorthin trieb. Das Sumi von China nach Emden reisen ließ, während es sie, Inken, ins Moor geführt hatte. Und felsenfest war sie auch davon überzeugt gewesen, dass es ihr bestimmt war, Cirk zu treffen. Inken starrte blicklos auf den Tassenboden, den eine kleine Muschel zierte. Diesen Glauben hatte sie mittlerweile verloren. Aber nun stieg wieder sein Gesicht vor ihrem inneren Auge auf. Bilder, sie beide, Hand in Hand, am Strand.

Inken biss sich auf die Lippen. Würde der Schmerz denn nie vorübergehen? Nein, sie wollte nicht mehr an die Vergangenheit denken! Sie war hier, in der Teestube, gemeinsam mit Sumi und Tjalda. Die Kruiderrie und das Getränk in ihrer Hand, das war nun ihr Leben. Sie streifte zuerst Sumi und dann Tjalda mit einem liebevollen Blick. Was wohl die ältere Freundin nach Ostfriesland verschlagen haben mochte? Aufmerksam betrachtete Inken das Gesicht, in dem die Jahre ihre Spuren hinterlassen hatten. Und noch bevor sie überlegen konnte, hatte sie die Worte auch schon ausgesprochen.

„Tjalda, du weißt so viel, doch du sprichst kaum jemals von dir selbst.



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