Die Freundin meines Sohnes by Lauren Grodstein

Die Freundin meines Sohnes by Lauren Grodstein

Autor:Lauren Grodstein [Grodstein, Lauren]
Die sprache: deu
Format: mobi
Tags: Literatur
Herausgeber: Klett-Cotta
veröffentlicht: 2011-09-25T22:00:00+00:00


KAPITEL SIEBEN

Sechs Jahre war es her, dass Elaine an einem Dienstagvormittag einen kleinen Knoten an ihrer linken Brust entdeckte, als sie bei Macy’s einen neuen Sport-BH anprobierte. Eine Woche lang unternahm sie nichts, hoffte, er würde weggehen, und manchmal war er auch für ein paar Stunden verschwunden, dann aber wieder da, wenn ihre panischen Finger tiefer tasteten. Am Dienstag darauf ein Termin bei Rhonda Nighly, eine Biopsie und eine Diagnose: invasives Drüsengangskarzinom vom Stadium 2 B, Lymphknoten nicht befallen. Die Prognose war, alles in allem, nicht so schlecht. Als Rhonda die Testergebnisse hatte, bat sie Elaine, sofort zu kommen, aber Elaine hatte um zehn Uhr Unterricht und schaffte es irgendwie, an der Bergen State University die Erzählung der Frau aus Bath auszulegen, während Rhonda Nighlys Praxisgehilfin ihre Ergebnisse in eine Patientendatenbank eingab. Am Nachmittag gingen Elaine und ich gemeinsam in Rhondas Sprechstunde, ich hörte mir die Ergebnisse an und fragte Rhonda nach allem, was ich aus dem Medizinstudium noch über Drüsengangskarzinome wusste. Dabei hielt ich Elaine die ganze Zeit fest im Arm.

»Wie ist die Prognose?«

»Wir machen eine OP und Chemo, vermutlich sechs bis acht Zyklen. Der Krebs ist hormonrezeptiv, deshalb geben wir ihr zuerst Tamoxifen. Nichts sehr Aggressives.«

»Und dann?«

»Wir haben es relativ früh entdeckt, Pete.« Dieses »wir« andauernd, was sollte das? Elaine hatte den Knoten entdeckt, Elaine wurde operiert, Elaine allein musste die Chemo durchstehen. Wir konnten ihr beistehen, mehr nicht, und unser Bestes tun und uns unseren Aberglauben und unsere Zweifel nicht anmerken lassen. Vielleicht lag es an diesem leutseligen »wir«, oder aber es war nur meine Panik – als der Operationstermin bestimmt werden musste, bat ich Rhonda Nighly wie aus der Pistole geschossen, so stolz ich auch sonst auf unseren gemeinsamen Arbeitsplatz war, sie solle uns an die Columbia schicken.

»An die Columbia?«, fragte Rhonda. »Hätten Sie sie nicht lieber in der Nähe? Elaine, wären Sie nicht lieber hier?«

Elaine schaute mich aus treuen Rehaugen an. »Hättest du mich lieber an der Columbia, Pete?«

Es gab keinen Grund, warum die mehr als kompetenten Chirurgen am Round Hill die OP nicht hinkriegen sollten, und trotzdem erklärte ich allen, dass ich, vorausgesetzt, die Damen hätten keine Einwände, mich wohler fühlen würde, wenn es in einer uns weniger vertrauten Klinik gemacht wurde, denn falls, was Gott verhüten möge, irgendetwas schiefging… aber, ehrlich gesagt, darum ging es nicht. Wie so viele Round Hiller, denen eine Niere oder ein Teil der Schilddrüse entfernt werden musste oder die einen Kaiserschnitt vor sich hatten, wollte ich den Markennamen des New Yorker Ivy-League-Lehrkrankenhauses für meine Frau und ihre OP, die eigentlich Routine war. Wollte Ärzte, zu denen ich aufblicken konnte. Wollte nicht selber einer der Klügsten im Raum sein.

»Die Columbia hat hervorragende Operationsergebnisse.«

Rhonda sah mich achselzuckend an – was ich sagte, ergab keinen Sinn – und sagte, sie würde uns an einen onkologischen Chirurgen auf der anderen Seite der Flusses überweisen. Wollte ich es wirklich nicht Charlie Joffe machen lassen? Sie arbeitete seit Jahren mit Joffe, mochte ihn, vertraute ihm, er machte wunderbare Brustaufbauten. Ich hatte Joffe erlebt, als



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