Die Fliegenden Rochettes by Leo Lukas

Die Fliegenden Rochettes by Leo Lukas

Autor:Leo Lukas [Lukas, Leo ]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Der Sternenozean, Perry Rhodan, Science Fiction
Herausgeber: Pabel-Moewig Verlag GmbH
veröffentlicht: 2005-05-27T01:00:00+00:00


22.

„Ist verdammt lange her, dass ich so ein Ding zum letzten Mal in den Händen hatte", sagte Ashanty Paz, während sie die Balancierstange austarierte.

Sie hatte sich umgezogen, trug jetzt ein eng anliegendes Trikot in den Farben der „Fliegenden Rochettes". Aus der Nähe erkannte Babett, dass auch die Hände und Unterarme geschminkt waren, sodass sie wie die einer älteren, sommersprossigen Rothaarigen wirkten. Etwas zu ausgeprägte Rundungen an Bauch, Gesäß und Oberschenkeln suggerierten, dass Ashanty einige Kilogramm von ihrem Idealgewicht entfernt war.

Babett ließ sich von den ins Trikot eingenähten „Fettpolstern" nicht täuschen. In Wahrheit war die etwa einen Meter fünfundsiebzig große Frau körperlich geradezu unglaublich in Form, bestens durchtrainiert und trotz der beeindruckenden Muskelpakete extrem gelenkig.

Zum Training hatten sie das Stahlseil heruntergekurbelt. Es spannte sich jetzt eineinhalb Meter über dem Boden quer durch die Manege. „Na schön. Schauen wir mal, was passiert." Ashanty blies die Luft aus den Lungen, packte die Stange und ging los.

Die ersten Schritte tat sie zögerlich und sehr vorsichtig. Mehrfach musste sie stehen bleiben, weil sie ins Schwanken geraten war, und mit Hilfe der Balancierstange korrigieren.

Dann aber gewann sie an Sicherheit und kam immer besser in Schwung. Kerzengerade aufgerichtet, setzte sie, ohne nach unten zu sehen, Fuß vor Fuß. In der Mitte der Arena drehte sie sich um die eigene Achse, ging auf einem Bein in die Hocke, sprang ansatzlos über die Stange wie über eine Springschnur - und landete so sicher im Herrenspagat auf dem wippenden Seil, als wäre es die natürlichste Sache der Welt. Babett bemerkte, dass ihr der Mund vor Staunen offen stand. Gertraudis, Sirene und die übrigen im Rund stehenden Artisten applaudierten frenetisch.

Ashanty kam scheinbar mühelos aus dem Spagat wieder hoch, warf Babett die Stange zu und ging mit einem einhändigen HandstandÜberschlag vom Seil ab. Auf ihrem Gesicht war kein Tropfen Schweiß zu erkennen. Lächelnd vollführte sie einen Knicks, dann fragte sie: „Bin ich engagiert?"

„Und ob!", rief Sirene. Babett spürte, dass sich ein Hauch von Ärger in ihre Bewunderung mischte.

Sie hat die Unsicherheit zu Beginn nur gespielt, hat uns alle an der Nase herumgeführt, begriff sie. Babett fühlte sich betrogen.

Was mag Mondra sonst noch vor uns verbergen?

Gertraudis schob sich neben sie. „Nimm's um Himmels willen nicht persönlich", flüsterte die Ertruserin. „Erinnere dich daran, wie du zu uns gekommen bist. Du hast auch nicht sofort gezeigt, was du alles draufhast, oder?"

Babett wischte sich übers Gesicht. Gertraudis hatte Recht.

Die Frau, die sich Ashanty nannte, trat zu ihnen. „Für eine richtige Nummer reicht das noch lange nicht", sagte sie. „Ich wäre euch dankbar, wenn ihr mir Ratschläge für die Choreografie und Dramaturgie geben könntet."

Sie blinzelte Babett zu. „Diesmal bluffe ich nicht. Mein Repertoire ist mit Sicherheit völlig veraltet. Als ich das letzte Mal öffentlich aufgetreten bin, warst du noch gar nicht geboren."

Das sollte wohl eine Art Entschuldigung darstellen; Babett akzeptierte sie wortlos. Ihr Ärger verflog so schnell, wie er gekommen war.

Etwa eine Stunde lang arbeiteten sie hart und konzentriert. Dann legten sie, bevor sie sich dem Trapez zuwenden wollten, eine kurze Pause ein.

Getraudis bot an, Elektrolytgetränke zu holen.



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