Die Firma by John Grisham

Die Firma by John Grisham

Autor:John Grisham [Grisham, John]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783866045682
Herausgeber: RH Audio Editionen
veröffentlicht: 2006-01-02T00:00:00+00:00


21

Siebzehn Tage und siebzehn Nächte lang verlief das aufgestörte Leben von Mitch und Abby McDeere ruhig und ohne Einmischung von Wayne Tarrance oder einem seiner Kollegen. Die Alltagsroutine kehrte zurück. Mitch arbeitete achtzehn Stunden am Tag, jeden Tag der Woche, und verließ das Büro nur, um heimzufahren. Seinen Lunch nahm er am Schreibtisch ein. Mit der Erledigung von Aufgaben außer Haus oder dem Wahrnehmen von Gerichtsterminen beauftragte Avery andere. Mitch hielt sich fast ausschließlich in seinem Büro auf, dieser viereinhalb mal viereinhalb Meter großen Zuflucht, in der er vor Tarrance sicher war. Wenn möglich, hielt er sich sogar den Fluren, der Toilette und dem Kaffeeraum fern. Sie beobachteten ihn, da war er ganz sicher. Er wußte nicht genau, wer »sie« waren, aber es gab nicht den geringsten Zweifel daran, daß etliche Leute größtes Interesse an jedem seiner Schritte hatten. Also blieb er an seinem Schreibtisch, bei fast immer geschlossener Tür, arbeitete ununterbrochen und versuchte zu vergessen, daß das Gebäude einen fünften Stock hatte, und daß im fünften Stock ein widerwärtiger Kerl namens DeVasher residierte, der eine Kollektion von Fotos besaß, die ihn ruinieren konnte.

Mit jedem ereignislos verlaufenen Tag zog sich Mitch sogar noch tiefer in sein Asyl zurück, und in ihm wuchs die Hoffnung, daß die letzte Episode in dem koreanischen Schuhgeschäft Tarrance vielleicht einen Schrecken eingejagt oder daß man ihn vielleicht sogar gefeuert hatte. Vielleicht würde Voyles das ganze Unternehmen einfach vergessen, und Mitch konnte auf dem eingeschlagenen Weg fortfahren, reich wer-, den, Partner werden und alles kaufen, was das Herz begehrte. Aber er wußte es besser.

Für Abby war das Haus ein Gefängnis, obwohl sie nach Belieben kommen und gehen konnte. Sie machte Überstunden in der Schule, verbrachte viel Zeit damit, in den Ladenstraßen herumzuwandern, und fuhr jeden Tag mindestens einmal zum Einkaufen. Sie musterte jedermann, insbesondere Männer in dunklen Anzügen, die sie ansahen. Sie trug eine dunkle Sonnenbrille, damit sie ihre Augen nicht sehen konnten. Sie trug sie sogar, wenn es regnete. Wenn sie am späten Abend nach dem einsamen Abendessen auf ihn wartete, starrte sie die Wände an und kämpfte mit der Versuchung, das Haus zu durchsuchen. Die Telefone konnte man mit einer Lupe inspizieren. Sie sagte sich, daß die Drähte und Mikrofone nicht unsichtbar sein konnten. Mehr als einmal dachte sie daran, sich ein Buch über solche Anlagen zu kaufen, damit sie sie erkennen konnte. Aber Mitch sagte nein. Sie waren nun einmal im Haus, versicherte er ihr, und jeder Versuch, sie aufzuspüren, konnte verhängnisvoll sein.

Also bewegte sie sich stumm in ihrem eigenen Heim, fühlte sich vergewaltigt und wußte, daß es nicht lange so weitergehen konnte. Sie waren sich beide klar darüber, wie wichtig es war, einen normalen Eindruck zu machen, sich normal anzuhören. Sie versuchten, sich ganz normal zu unterhalten, darüber, wie der Tag gewesen war, über das Büro und ihre Schüler, über das Wetter, über dieses und jenes. Aber die Unterhaltungen waren flach, oft gezwungen und angespannt Als Mitch noch studierte, hatten sie sich oft und leidenschaftlich geliebt; jetzt kam es praktisch überhaupt nicht mehr vor.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.