Die Entdeckungen der Gwen Carrick Roman by Martha Lea

Die Entdeckungen der Gwen Carrick  Roman by Martha Lea

Autor:Martha Lea [Lea, Martha]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426428214
Herausgeber: Knaur e-books
veröffentlicht: 2015-01-27T23:00:00+00:00


Kapitel XXXI

Cornwall, 16. Februar 1861

Euphemias Sitzungen fanden nur noch zwei- oder dreimal die Woche statt. Isobel Scales kam einmal im Monat. Die grenzenlose und ungeschmälerte Verwegenheit dieser Frau. Einmal im Monat verwandelten sich Euphemias spiritistische Treffen in ein betrügerisches Spiel; nur zwei der Teilnehmer wussten davon und dass es keine Regeln gab. Euphemias Kontakte zur anderen Seite zehrten sie ungewohnt aus.

Isobel Scales brachte diverse neue Klienten in verschiedenen Stadien der Trauer, aber auch solche, die eher sensationslüstern waren. Ihr eilte ein Ruf von Pünktlichkeit und Genauigkeit voraus. Etwas verwirrt fand sich Euphemia schließlich um halb elf Uhr vormittags mitten unter der Woche in Isobel Scales’ Gesellschaft wieder. Schockiert bemerkte sie, wie herausgeputzt ihr Gast war. Isobel trug das Vorderteil ihres Rocks flach in verschiedenen Schichten aus violetter und gelber Seide, während ihre Kehrseite eine voluminöse Tournüre aus Satin und Taftrüschen in verschiedenen Rosétönen zierte. Das Monster beleidigte Euphemias Augen, und sie fragte sich, welcher Schwachkopf so etwas entworfen haben mochte.

»Ich störe Sie bei Ihrer Lektüre.« Isobel setzte sich mitsamt ihrer Tournüre auf einen Stuhl. Euphemia folgte ihrem Blick zu dem Buch, das aufgeschlagen auf dem kleinen Kartentisch lag. Rasch klappte sie es zu, ohne vorher die Seite zu kennzeichnen. Das polierte Kalbsleder fühlte sich kühl an.

»Es ist nichts Besonderes. Ich bin noch nicht weit gekommen. Briefromane! – Ich habe es mir von Mrs. Coyne geliehen. Sie wollte unbedingt meine Meinung dazu hören.«

»Mrs. Coyne, helfen Sie mir, habe ich ihre Bekanntschaft gemacht? Darf ich …?«

Euphemia ignorierte Isobels Bitte und hielt das Buch fest auf ihrem Schoß.

»Oh, aber Sie erinnern sich doch sicher an die arme Penelope Coyne.«

»Ja, vielleicht. Ich muss gestehen, dass es einen anderen Grund dafür gibt, dass ich Sie so überfalle.«

Euphemia entspannte sich, und ihre Finger betasteten nicht länger den bestickten Rand ihres Taschentuches. Vielleicht würde Isobel bald wieder gehen. Sie hatte ihre Handschuhe nicht ausgezogen.

»Ich muss nächste Woche einen kleinen Empfang in unserem Haus in London arrangieren, und ich habe mich gefragt, ob ich wohl Ihren Koch ausleihen könnte. Wir einigen uns sicher auf einen fairen Tausch, wenn Sie einwilligen. Keiner meiner Angestellten hat das spezielle Talent Ihres Kochs, diese kleinen Bouchées herzustellen, und ich wollte etwas nicht ganz Alltägliches bieten – auch wenn meine Küchenbediensteten auf ihre Weise auch ausgezeichnet sind.«

Euphemia wusste nicht, ob sie geschmeichelt oder verärgert sein sollte. Stattdessen lauschte sie aufgeregt auf das Innere der Uhr in der Eingangshalle, die die halbe Stunde schlug. Wenn sie innerhalb der nächsten zehn Minuten nicht das Tonikum in ihren Tee gießen konnte, würde sie sich entschuldigen müssen. Ihre Finger tippten gegen die Untertasse.

»Ich brauche Ihre Zusage natürlich nicht sofort. Wissen Sie, Miss Carrick, ob Ihr Koch schon einmal mit dem Zug gefahren ist? Mich hat es in Angst und Schrecken versetzt, als ich zum ersten Mal in dieses Gefährt gestiegen bin. Der Himmel weiß, dass wir mittlerweile daran gewöhnt sein sollten.«

Der Himmel weiß viel, dachte Euphemia, während sie in ihrer Tasche den Stöpsel des Laudanumfläschchens befingerte.

»Meine Liebe, bitte eilen Sie sich nicht wegen mir. Wir haben immer noch viel Zeit.



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