Die Einkreisung by Carr Caleb

Die Einkreisung by Carr Caleb

Autor:Carr, Caleb [Carr, Caleb]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi
ISBN: 9783841900098
Amazon: 3841900097
Herausgeber: EDEL
veröffentlicht: 2010-05-31T22:00:00+00:00


Aus allem bisher Gesagten ergab sich für uns ein zwingender Schluß: daß wir es aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mit wohlhabenden Menschen zu tun hatten. Zunächst einmal können wohlhabende Eltern ihre Kinder an Bedienstete weiterreichen, wenn sie ihrer überdrüssig sind. So hätte eine junge Frau aus guter Familie in den Jahren um und nach 1860, der Zeit also, da wir die Geburt unseres Mörders an-setzten, ihr Leben auch anders gestalten können als durch Mutterschaft und Ehe, obgleich dies vielleicht damals noch mehr Aufmerksamkeit und Kritik hervorgerufen hätte als dreißig Jahre später. Gegen eine ungewollte Schwanger-schaft war man natürlich nicht gefeit, ganz gleich, ob arm oder reich; aber die extrem sexuelle und skatologische Fixie-rung unseres Killers deutete nach Sara auf nahe Beobachtung und häufige Demütigung hin, und dies wiederum ließ ein Zusammenleben auf engem Raum, wie dies nur bei Armen der Fall war, naheliegend erscheinen. Sara war begeistert, als sie hörte, daß Dr. Meyer in seinem Gespräch mit Kreisler die gleichen Gedanken geäußert hatte, und sie freute sich noch mehr, als Kreisler mit den abschließenden Gläsern Portwein einen Toast auf ihre hervorragende Leistung ausbrachte.

Aber dieser Moment einer glücklichen Entspannung dauerte nicht lange. Kreisler zückte seinen kleinen Kalender und erinnerte uns daran, daß wir nur mehr fünf Tage bis zum Fest Christi Himmelfahrt hatten, dem nächsten Festtag des christlichen Jahres. Es sei jetzt an der Zeit, erklärte er, von der reinen Untersuchung und Analyse überzugehen zum aktiven Engagement. Wir hatten jetzt eine ungefähre Vorstellung vom Aussehen unseres Killers und ebenso davon, wie, wo und wann er sich seinem nächsten Opfer nähern würde. Daher wären wir in der Lage, das nächste Verbrechen möglicherweise zu verhindern. Bei dieser Ankündigung bekam ich ein flaues Gefühl im Magen, und ich sah Sara an, daß es ihr nicht anders ging. Doch wir wußten beide, daß diese Entwicklung unvermeidlich war; daß wir ja vielmehr von Anfang an darauf hingearbeitet hatten. Wir rissen uns daher zusammen und ließen keinerlei Einwand hören.

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