Die Eier des Staatsoberhaupts by Luise F. Pusch

Die Eier des Staatsoberhaupts by Luise F. Pusch

Autor:Luise F. Pusch
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Wallstein Verlag


Die Familien-Managerin 2007

Die Familien-Managerin 2007 wird gesucht mit einer ganzseitigen Anzeige in der Hörzu, die ja öfter für Heiterkeit in der ganzen Familie sorgt.

Diesmal haben Hörzu und die Firma Vorwerk einen Wettbewerb ausgeschrieben:

»Machen Sie mit! Wir suchen die Familien-Managerin 2007. Vorwerk und Hörzu unterstützen den wichtigsten Beruf der Welt: Die Familien-Managerin.«

Hörzu und Vorwerk haben nämlich erkannt, daß der »wichtigste Beruf« zugleich der undankbarste ist:

»Viel Arbeit, wenig Lob: Über 15 Millionen Familien-Managerinnen erhalten so gut wie keine Anerkennung für ihre Leistung in der Familie. Das wollen wir ändern. Vorwerk und Hörzu suchen daher zum vierten Mal die Familienmanagerin des Jahres. Mit dieser Auszeichnung möchten wir Frauen und Männer ehren, die Außergewöhnliches für ihre Familien leisten …«

Putzige Idee, 15 Millionen unentlohnte Haussklavinnen dadurch würdigen zu wollen, daß mann einer Handvoll von ihnen Preise verleiht. Aber lassen wir diesen Werbegag mal beiseite. Verblüfft hat mich an dem Text vor allem dies: Auch ein Mann kann Familien-Managerin des Jahres werden und sich den »wertvollen Vorwerk-Smaragd« von der prominenten Jury persönlich aushändigen lassen. Habe ich richtig gelesen?

Ein Smaragd ist ja gut und schön, selbst wenn er von einer Staubsaugerfirma kommt – aber lohnt es sich für einen Mann, dafür öffentlich lächerlich gemacht zu werden? Als »Familienmanagerin des Jahres«?!

Warum suchen sie denn nicht den Familien-Manager des Jahres? Wir Frauen sind diese männlichen Bezeichnungen doch weiß Göttin gewöhnt und tragen sie in der Regel mit Anstand und ohne zu murren.

Anders dagegen die Männer: Die wollen bekanntlich ums Verrecken nicht Hebamme werden, nicht einmal Hebammerich, sondern höchstens Geburtspfleger usw.

Aber wenn die hochbezahlten Manager von Hörzu und Vorwerk das hartnäckige Fremdeln der Männer berücksichtigen und »den Familienmanager des Jahres« ehren würden, würden sie ja signalisieren, die unbezahlte Schinderei für Haushalt und Familie sei ein typischer Männerberuf.

Und das stimmt ja erstens nicht und soll zweitens auch um Himmels willen nicht so sein oder werden.

Wo kämen wir denn da hin. Schlimm genug, was Ursula von der Leyen uns schon alles zumutet mit ihren zwei Monaten Papa-Arbeit.

Bleibt also nur, den »mitgemeinten« Männern den Ehrentitel »Familienmanagerin des Jahres« anzudrohen. Das Problem kommt daher, daß mann sprachlich zu hoch hinausgewollt hat, nach der Devise: Ist der Beruf beschissen, muß wenigstens die Berufsbezeichnung was hermachen, wie bei der Raumpflegerin. Wäre mann bei der schlichten Bezeichnung Hausfrau geblieben, gäbe es dazu das Pendant Hausmann – inzwischen für den Herrn als tragbar anerkannt. Und der Titel wäre »Hausperson des Jahres«. Oder Hausmaus.

Juni 2007



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