Die dritte Ebene by Ulrich Hefner
Autor:Ulrich Hefner
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2011-12-09T23:00:00+00:00
Forschungsschiff Timbury, Westküste von Mexiko
»Die Ausdehnung ist gigantisch«, sagte der wissenschaftliche Assistent, der am Bildschirm des Dopplerradars saà und auf den Monitor blickte. »George scheint sich tatsächlich zu einem Jahrhundertsturm zu entwickeln.«
»Mir scheint, dir gefällt das Szenario auch noch«, antwortete sein älterer Kollege.
»Rein ökologisch gesehen, ist ein Hurrikan dieser GröÃe wirklich eines der gröÃten Wunder unserer Natur. Die gewaltige Kraft, die enorme Energie. Wusstest du, dass wir, wenn es uns gelänge, die Energie darin zu isolieren, eine Stadt wie New York ein halbes Jahr lang versorgen könnten? Das ist doch faszinierend, oder?«
Der ältere Kollege schwieg.
»Ich meine damit nicht nur die Zerstörungskraft, die in ihm steckt«, fuhr der wissenschaftliche Assistent fort. »Natürlich hat es schreckliche Auswirkungen, wenn ein Hurrikan auf das Festland trifft. Doch bei allem Schrecken zeigt es nur wieder, wie ausgeklügelt unser Ãkosystem ist. Eine riesige Klimaanlage, die warme Luft und Wasser in die kälteren Gefilde transportiert und damit für ausreichende Belüftung sorgt. Im Prinzip nehmen die Hurrikans fast immer den gleichen Weg. Im Grunde genommen sind sie keine Bedrohung für die Menschheit, wir haben nur inzwischen Gebiete besiedelt, die eigentlich der Natur vorbehalten sind. In den Küstengebieten kam es schon immer zu Ãberschwemmungen und Zerstörungen durch Hurrikans. Wie ein roter Faden ziehen sich diese sogenannten Katastrophen durch die Geschichte der Menschheit. Trotzdem siedeln wir noch immer in den betroffenen Regionen. Wir können uns nicht beschweren, wenn wir dafür unseren Preis bezahlen müssen. Oder was meinst du?«
»Jetzt halt aber mal die Luft an«, schimpfte der ältere Kollege. »Dein Gelaber macht mich noch ganz verrückt. Ich brauche jetzt Ruhe, ich habe hier etwas auf meinem Bildschirm, mit dem ich nichts anzufangen weiÃ.«
Der junge Assistent erhob sich und stellte sich neben seinen Kollegen.
»Hier, siehst du! Es werden extrem langwellige Reflexionswellen angezeigt, die genau in die Region um den Hurrikan einstrahlen.«
»Und was ist ungewöhnlich daran?«
Der andere wies auf die Uhr. »Die Sonne ist längst untergegangen. Ich wüsste nicht, woher sonst langwellige Reflexionen kommen könnten.«
»Dann sollten wir Dr. Singh informieren!«, beschloss der junge Assistent. Der ältere Kollege erhob sich, um zum Schott zu gehen. Bevor er den Raum verlieÃ, schnappte er sich das Fernglas, das auf dem kleinen Aktenschrank stand. Durch den engen Aufgang eilte er an Deck. Sein Partner folgte ihm. Auf dem Heck des Schiffes blieb er stehen und richtete seinen Blick in den Himmel. SchlieÃlich nahm er das Fernglas zu Hilfe.
»Siehst du, was ich sehe?«, fragte er nach einer Weile.
Der Kollege schüttelte den Kopf.
»Da ist ein leichter rötlicher Schimmer in den Wolken. So ähnlich wie das Polarlicht vorgestern Abend. Siehst du nicht?« Er reichte seinem jungen Kollegen das Fernglas und wies auf die entsprechende Stelle.
»Tatsächlich«, sagte der junge Mann aufgeregt. »So wie das Glimmen eines Lagerfeuers, das in den letzten Zügen liegt. Was kann das nur sein?«
»Ich weià es nicht, ich hole den Boss.«
Wenige Minuten später hatte sich auch Dr. Singh, der diensthabende Wissenschaftler, zu ihnen gesellt. Forschend fixierte der Meteorologe durch das Fernglas den Himmel. Auch er nahm das rote Schimmern oberhalb des immer breiter werdenden Wolkenschirms von George wahr.
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