Die Bucht (German Edition) by Sarah Alderson

Die Bucht (German Edition) by Sarah Alderson

Autor:Sarah Alderson [Alderson, Sarah]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-03-04T23:00:00+00:00


26

»Gott sei Dank!«

Ich fahre erschrocken aus meinem Kissen hoch.

Carrie steht in der Tür. »Gott sei Dank«, sagt sie noch einmal. Sie wirkt vollkommen aufgelöst.

»Was ist denn los?«, frage ich.

»Gestern Abend ist ein Mädchen überfallen worden«, antwortet sie atemlos. »Am Strand. Ich habe es gerade im Radio gehört. Die meinten, sie wäre nicht von der Insel gewesen. Und da dachte ich …« Sie schnappt nach Luft. »Wir haben dich gestern Abend gar nicht kommen hören.«

»Ein Mädchen wurde überfallen?« Mich überläuft ein eisiger Schauer.

Carrie nickt. »Sie lag bewusstlos im Wasser.«

»Wo?«

»Dionis Beach. Das ist doch der Strand, wo ihr gestern gewesen seid, oder?«

»Ja.« Mein Gehirn ist noch auf Standby. Es dauert eine Weile, bis sich der Nebel in meinem Kopf lichtet und ich begreife, was Carrie da eigentlich gerade gesagt hat.

»Hast du irgendetwas beobachtet?«, fragt sie.

»Ähm, nein … nichts.« Ich schüttele den Kopf. »Ich meine …« Jesse und Tyler haben sich fast geprügelt, denke ich, sage aber nur noch einmal: »Nein.«

Da taucht Mike hinter Carrie auf. Er hält Braiden auf dem Arm.

»Was ist denn hier los?«, fragt er. Er sieht müde aus. Seine Augen sind gerötet und ein Bartschatten lässt sein Gesicht schmaler aussehen, als es eigentlich ist.

»Am Dionis Beach ist gestern Abend ein Mädchen überfallen worden«, sagt Carrie zu ihm.

Mike sieht mich erschrocken an. »Alles okay, Ren?«

»Ja«, antworte ich, noch immer leicht benommen. »Mir geht’s gut.«

»Du solltest in Zukunft vorsichtiger sein«, sagt Carrie zu mir. »Ehrlich gesagt habe ich kein gutes Gefühl mehr dabei, dich abends allein wegzulassen. Wir sind für dich verantwortlich.«

»Hör auf, ihr Angst zu machen, Liebling«, unterbricht Mike sie. »Ihr wird schon nichts passieren. Haben sie den Täter gefasst?«

»Nein«, antwortet Carrie mit besorgter Miene.

»Mum!« Brodie ruft von unten.

Carrie macht sofort auf dem Absatz kehrt und rennt die Treppe hinunter.

Mike bleibt vor meiner Tür stehen. »Ich frage mich, ob das derselbe Kerl war«, murmelt er nachdenklich, während er Braiden schaukelt.

»Hm?«, mache ich.

»Der Kerl, der letztes Jahr das brasilianische Kindermädchen getötet hat«, antwortet Mike. Er dreht sich um und lässt mich mit diesem Gedanken allein. Ich ziehe mir die Decke bis ans Kinn. Meine Kehle fühlt sich plötzlich staubtrocken an.

Im nächsten Moment klingelt es an der Tür und Sekunden später ruft Carrie nach mir.

»Ren! Für dich!«

Ich schaue auf die Uhr. Es ist erst sieben. Wer kann das sein? Ich krieche aus dem Bett und werfe einen kurzen Blick in den Spiegel. Ich sehe aus wie ausgekotzt. Meine Haare sind total zerzaust und weil ich gestern keine Lust mehr hatte, mich richtig abzuschminken, habe ich nun schwarze Mascararänder um die Augen. Ich wische mir hastig im Gesicht herum und versuche, meine Haare zu bändigen. Dann ziehe ich mir noch ein langes Shirt über mein Trägerhemdchen. Ob das Jeremy ist? Vielleicht habe ich gestern ja etwas in seinem Auto liegen lassen und er ist hier, um es mir vorbeizubringen.

Am liebsten würde ich mir noch schnell die Zähne putzen, aber dafür bleibt keine Zeit. Carrie ruft zum zweiten Mal, diesmal mit einem leicht gereizten Unterton in der Stimme.

Während ich immer noch versuche, die dämliche Wimperntusche abzuwischen, steige ich mit einem mulmigen Gefühl im Bauch die Stufen hinunter.



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