Die brennende Gasse by Ann Benson

Die brennende Gasse by Ann Benson

Autor:Ann Benson [Benson, Ann]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Die Nachricht vom potentiellen Wert des Journals war nicht sonderlich verstörend – aber von ein neuer Gast in Janies Gedankenhotel, und dieser Gast würde bald Zimmerservice verlangen.

Als Janie sich an diesem Nachmittag vor Virtual Memorial setzte, erwartete sie eine weitere Überraschung. Eine Auswertung, die sie am Vormittag in Gang gesetzt hatte, war beendet, die Ergebnisse blinkten.

Sie wußte, in der Sekunde, in der sie diese Datei öffnete, würde sie von ihr Besitz ergreifen.

»Neulich habe ich gelogen«, sagte sie am Telefon zu Tom. »Ich muß doch reden.«

»Nun, weißt du was? Ich glaube, du solltest auf Wanderschaft gehen.«

Oje! Sie schob eine lose Haarsträhne hinter ihr Ohr und biß sich auf die Lippe. Sie war dankbar, daß Tom ihre nervösen kleinen Gesten nicht sehen konnte. »Eh … habe ich vergessen, meine Rechnungen zu bezahlen?«

Sein Lachen kam von Herzen und war erfrischend zu hören.

»Nein. Das war bloß einer meiner lahmen Versuche, humorvoll zu sein«, sagte er. »Liegt mir nicht, schätze ich – obwohl ich wahrscheinlich nie aufhören werde, komisch sein zu wollen. Heute nachmittag hatte ich mir Zeit für einen Spaziergang freigehalten. Und das Wetter macht mit. Aber mein üblicher Partner hat abgesagt. Ich würde trotzdem gern gehen, bloß nicht allein. Du kannst wandern und gleichzeitig reden, oder?«

Sein üblicher Partner. Das klang ominös, aber sie fragte nicht nach. »Heute – ich weiß nicht. Ich verspreche nichts. Aber einen Versuch will ich gern unternehmen.«

»Die meisten Wanderer machen immer denselben Fehler: sie schleppen zuviel Zeug mit.« Er zupfte spielerisch an ihrem Schulterriemen, als sie vor ihm auf eine Felskante kletterte. »Es wäre einfacher, wenn dein Rucksack leichter wäre.«

»Er ist nicht schwer«, protestierte Janie. »Und ich habe nichts Überflüssiges mitgenommen.«

Im stetigen Rhythmus erklommen sie einen langen, felsigen Abhang, mehr ein Berg als ein Hügel, trügerisch wie die Höhle eines Löwen. Auf der Hinfahrt hatte Tom ihn als »mittelschwere Strecke« beschrieben. Doch stellenweise war der Aufstieg doch schwierig, und Janie mußte sich bemühen, sich festzuhalten. Sie schaute über die Schulter zurück und sah Tom tadelnd an. Er war dicht hinter ihr und lachte versteckt vor sich hin. Sie sah die Heiterkeit auf seinem Gesicht und verspürte einen Moment den Drang, ihm ihren Bergstiefel ins Gesicht zu pflanzen.

»Findest du das auch komisch, du Witzbold?« sagte sie. »Ich nicht. Du hast ganz eindeutig Spaziergang gesagt.«

Nachdem sie oben auf der Felsformation wieder festen Halt hatte, setzte Janie sich vor einen Geröllbrocken, lehnte sich zurück und gönnte ihren müden Armen und Beinen Entspannung. Nach einem langen Schluck aus ihrer Flasche schüttete sie sich ein bißchen Wasser ins Gesicht, wischte es mit dem Ärmel ihrer Bluse ab, und da sie schon einmal in der Nähe war, putzte sie sich damit auch gleich die Nase.

»Puh«, sagte sie und kniff die Augen zusammen, »Schweiß mit Insektensalbe ergibt wirklich eine ekelhafte Kombination.«

»Auf derartige Erfahrungen hat jeder Mensch von Zeit zu Zeit ein Recht. Wir üben hier also nur unsere Menschenrechte aus.«

Das Grinsen auf seinem Gesicht war so jungenhaft, daß Janie für einen Moment seine mittleren Jahre – er war ja in ihrem Alter – vergaß. Er hatte



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