Die blutige Ikone by Jurij A. Treguboff

Die blutige Ikone by Jurij A. Treguboff

Autor:Jurij A. Treguboff [Treguboff, Jurij A.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-04-05T17:00:00+00:00


IKONEN

Gerhard Huhn saß in seinem Arbeitszimmer, in dem seinerzeit das Telefon läutete, als er Aristarch Trofimowitsch Jermolow, den jetzigen Mann seiner Tochter Natalie, ins Haus brachte, und die folgenden und keineswegs fröhlichen Ereignisse ihren Anfang nahmen.

Jetzt drohte ihm von den Herren aus dem Osten keine Gefahr mehr, und der Lump Zurmühlen war schon länger als zwei Monate im Grab. Vater Nicephorus hatte sich anscheinend mit der Katastrophe abgefunden oder machte zumindest eine derartige Miene, jedenfalls waren Anschuldigungen von ihm nicht zu hören.

Die Zeit bewegte sich auf Weihnachten zu und das Fest war nicht mehr weit. Nach wie vor spielte Elsa verrückt und zuckte auf seine Anspielungen wegen des Geldes nicht mal mit den Augenbrauen.

Zu Weihnachten war er ihr Gast, und dem Fest zu Ehren hatte Elsa sich artig in eine elegante Robe gehüllt. Weniger gefiel ihm ihre Freundin Marlies Postelnikow. Wie sich herausstellte, war sie ebenfalls mit einem Russen verheiratet. Was ist da plötzlich für eine Mode aufgekommen – alle unsere Mädchen heiraten Russen! Es ging jedoch durchaus anständig zu, und Elsa schenkte ihm sogar eine kostbare, alte Bibel mit wunderbaren Gravüren. Das hatte er nicht erwartet und wäre beinah in Tränen ausgebrochen. Anscheinend interessiert sich Elsa doch nicht nur für Pferde!

*

Weihnachten ging vorüber, eine Woche folgte der anderen, Ostern näherte sich, und jeder Tag brachte ihn, Gerhard Huhn, der Jahresfrist des mit der Schwester abgeschlossenen Vertrags näher, zu der er gezwungen sein wird, entweder das Geld zurückzuzahlen oder seine Firmen abzugeben.

Elsa aber lachte sich ins Fäustchen! Ihr Gestüt wuchs in dem gleichen Maße, wie sie immer größere Summen hineinstopfte, seine Andeutungen aber überging sie mit völligem Schweigen.

Immer finsterer wurde Gerhard Huhn. Wie sehr er auch versuchte, sich herauszuwinden und zappelte, Geld konnte er nirgends beschaffen!

*

Henning Hofacker dagegen entfaltete nach dem ihm gut im Gedächtnis haftenden Gespräch mit den beiden Jermolows weit seine seelischen Flügel. Er mußte sich eingestehen, dennoch nicht überzeugt worden zu sein, daß die Frage nach dem Vorhandensein zahlreicher Verstecke in weiteren Ikonen positiv beantwortet worden war und entschloß sich, zusätzliche Recherchen einzuholen, um zu überprüfen, was er von den Jermolows erfahren hatte.

Das war eine mühselige Beschäftigung, aber er packte dieses Problem an mit der ihm eigenen Energie, dem Organisationstalent eines deutschen Geschäftsmannes und seinen großen Mitteln.

Zu hetzen war nicht nötig, so verlockend die Perspektive, weitere Ikonen erfolgreich zu expropriieren, auch aussah und die Hoffnung blühte, angenehme Überraschungen erwarten zu können.

Zwei weitere Monate vergingen, Neujahr kam heran, der Januar war vorbei und noch immer gab es keine volle Klarheit. Die einen sprachen so und andere anders.

*

Ende Februar wurde ihm klar, daß er sich in Frankfurt nicht zur Wahrheit durchringen konnte, er mußte nach Rußland fahren und diese Frage an Ort und Stelle untersuchen. Er reichte ein Visum ein, fuhr, ohne jemandem ein Wort zu sagen nach Moskau, als dort gerade das Tauwetter begann, fand Fürst Mescherskij und besprach alles mit ihm.

Es stellte sich heraus, daß der Fürst nicht nur ausgezeichnet deutsch sprach, sondern auch keineswegs dumm war und seine Vorstellungen bestätigte. Was er, Hofacker, von den Heiligenbildern und Geheimfächern sagte, könne durchaus der Wahrheit entsprechen.



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