Die Begleiterin (German Edition) by Lisa Deutschmann

Die Begleiterin (German Edition) by Lisa Deutschmann

Autor:Lisa Deutschmann [Deutschmann, Lisa]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-10-20T00:00:00+00:00


Sarah war zu früh da. Sie holte die reservierten Karten ab und spazierte vor dem Kino auf und ab. Die umstehenden Leute unterhielten sich, lachten. Sie musste wieder an Lucas denken. Wie weit würde er beim Sex noch gehen? Das war bestimmt nicht alles … Eine Hand auf ihrer Schulter ließ sie zusammenzucken.

„Hallo Claire.“

Claire! Sie drehte sich um. Der Sohn des Botschafters lächelte sie an.

„Oh … Hi Oliver.“

„Du hast dir meinen Namen gemerkt, das freut mich aber. Wie geht es dir?“

„Gut, danke. Und dir?“ In dieser Umgebung fiel es ihr leicht, ihn zu duzen.

„Ich arbeite gerade an einer neuen Brücke.“

„Lass mich raten: Golden Gate Bridge?“

Er lachte. „Nein, ein bisschen kleiner. In Südfrankreich, an der Côte d’Azur.“

„Nette Gegend. Bist du länger vor Ort?“

„Ich war letzte Woche für fünf Tage dort, jetzt folgt die Arbeit am Schreibtisch.“

Sie nickte, blickte sich unauffällig um. Wenn Karin jetzt käme …

„Und was macht die Uni?“

Da sah sie Karin auf sie zusteuern. Oh nein. „Ähm … alles bestens, danke.“

„Hi“, sagte Karin. Die Freundinnen umarmten sich. Sarah atmete auf. Karin hatte ihren Namen nicht ausgesprochen.

Karin sah fragend zu Oliver.

„Ähm, das ist Oliver. Und das ist Karin.“ Die beiden gaben sich die Hand.

„Welchen Film seht ihr euch an?“, fragte er.

„Die Komödie mit Steve Martin.“

„Und du?“, fragte Sarah.

Oliver wollte gerade antworten, da legte eine schlanke, brünette Frau die Hand auf seinen Arm. Mit ihren High Heels war sie fast so groß wie Oliver. „Wir sitzen in der siebten Reihe“, sagte sie zu ihm.

„Klasse, danke. Darf ich vorstellen, das ist Jennifer.“

„Und das sind …“

„Hallo!“, rief Sarah dazwischen. „Das ist meine Freundin Karin.“

Sie trat einen Schritt zurück. „Wir müssen jetzt los. Hat mich gefreut, dich zu treffen.“

„Mich auch“, sagte Oliver.

Sarah ignorierte seinen erstaunten Blick, nahm Karins Arm und zog sie mit sich.

„Vielleicht treffen wir uns ja mal wieder“, rief er ihr nach. Bitte sag nicht Claire!, flehte sie lautlos. Sie drehte sich kurz um, nickte.

„Wer war denn das?“, fragte Karin grinsend, als sie das Foyer durchquerten und sich beim Buffet anstellten.

„Nur ein Bekannter. Ich hab ihn auf einer Party kennengelernt. Aber erzähl mal, wie geht es dir? Ich freue mich, dass es mit dem Treffen geklappt hat.“

Als Karin von ihrer Tochter sprach, tanzten die Sommersprossen auf ihrer Nase. Sie strich sich die kastanienbraunen Haare hinters Ohr. „Und, wie läuft es bei euch am Institut?“

„Alles wie immer. Kleinere bis mittelgroße Intrigen.“ Sarah grinste. „Vermisst du die Uni eigentlich?“, fragte sie dann.

„Momentan habe ich gar keine Zeit, darüber nachzudenken“, sagte Karin. „Solange Emily bloß vormittags in den Kindergarten geht, ist eine Rückkehr kein Thema. Und ich weiß nicht, ob ich die Dissertation überhaupt zu Ende bringen werde.“

„Warum denn nicht?“ Sarah sah sie fragend an.

„Eine wissenschaftliche Karriere mit Kind ist schwierig, und der Weg dahin mühselig. Außerdem weißt du selbst, wie schlecht man verdient. Ich habe ja erst ein Kapitel geschrieben … So eine lange finanzielle Durststrecke ist für mich nicht mehr drinnen.“

„Das verstehe ich.“ Nur zu gut, fügte sie in Gedanken hinzu.

Kurz darauf betraten sie, mit Popcorn und Cola beladen, den schwach beleuchteten Kinosaal.



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