Die asiatische Banise by Heinrich Anselm von Ziegler und Kliphausen
Autor:Heinrich Anselm von Ziegler und Kliphausen [Kliphausen, Heinrich Anselm von Ziegler und]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
Herausgeber: Winkler
veröffentlicht: 1964-12-31T23:00:00+00:00
Wahr istâs, die Schönheit ist Achillens Spieà und Schwert
Die einen Telephus verletzt und wieder heilet,
Die Schönheit ist ein Gift, das tötet und ernährt,
Ein Blitz, der Ruhe stört, und Unmut doch zerteilet,
Ein Brand, der Städte tilgt, und Länder doch erhält,[238]
Ein Pfeil, der Wunden macht, und gleichwohl Lust erwecket,
Durch sie ward Troja Graus, doch Rom das Haupt der Welt:
Ein Wein, der Wermut ist, und doch wie Zucker schmecket.
»Ja freilich«, hub er endlich zu sich selbst an, »treuester Rolim, sollte dein Rat mit beiden Händen ergriffen werden, wenn nicht bereits ein gefährlicher Augenschein das vorhin felsengleiche Herz dermaÃen eingenommen hätte, daà Ehre und Liebe schon damals einen harten Kampfplatz in meiner Seelen hielten. Die Götter wissen es, wie mir zumute war, als ich den tödlichen Ausspruch über dieses Bild ergehen lieÃe, welches mich auch von ferne mit seinen Strahlen entzündete, und durch seine Blicke mehr beleidigte, als einem Monarchen zu erdulden anständig ist. Doch erhielt die Ehre damals den Sieg, und wollten die Götter, der treulose Abaxar hätte sein unzeitiges Erbarmen eingestellet, so wäre ihre Seele zur Ruhe und mein Geist in unwissender Vergnügung geblieben. Allein, da ich sie, als die einige Unruhe meiner Seelen, noch am Leben wissen soll, so fürchte ich sehr, es möchte die Liebe den Lorbeer und ihre Schönheit den Siegeskranz über einen Monarchen davontragen. Jedoch wird auch die engelgleiche Prinzessin den Vortrag meiner Liebe mit willigem Herzen annehmen? Wird sie auch demjenigen einen holden Blick gönnen, welchen sie im Herzen als einen Mörder ihres Vaters und einen Henker aller ihrer Verwandten, ja als einen ge-schwornen Feind ihres Geschlechts ansiehet? wird sie mich auch einiger Gegenliebe würdigen, oder nur ihr Ohr zu Entdeckung meiner Flammen erteilen. Ach schwerlich! Denn die Natur gehet aller Liebe vor. Halt derowegen inne, tapferer Chaumigrem! was willst du deine Gunst einer verfluchten und abgesagten Feindin widmen, und einem Krokodile schmeicheln? Was willst du deinen Thron durch eine so verhaÃte Brunst beflecken? Es heget ja dieses groÃe Reich so viel schöne Sterne, welche es sich vor das höchste Glücke schätzen, wenn sie sich bei meinen Strahlen wärmen, und von meiner Sonnen ihr Licht empfangen dürfen. Doch ach, vergebene Worte! so wollte ich reden, wenn ich sie nie gesehen hätte. Sobald ich mir in etwas die von ferne nur erblickte Rosenwangen, die ob zwar benetzten, doch voller Anmut blitzende Augen, den wohlgesetzten Leib, mit einem Worte, die vollkommenste Schönheit, vorstelle; so werde ich gleichsam vom Blitze gerühret, und der tödliche Befehl verwandelt sich in lauter[239] süÃe Liebes- und Lebensworte. So tadle denn ganz Brama und Pegu diese Flammen: Gnug, daà ich tue, was mir gefällt, und daà ich in einem solchen Stande lebe, welcher von andern keine Erklärung leidet. Allein, wohin? Chaumigrem! wohin? wo bleibet die Ehre? wo bleibet deine Sicherheit? wo bleibet des Reiches Nutzen, welchem die Wollust billig weichen muÃ? Durch der Prinzessin Erhebung kriegen die miÃgünstigen Peguaner Luft und Gelegenheit, ihr böses Absehen zu bewerkstelligen, und sich des bramanischen Jochs zu entledigen. Zudem ist bereits Gift und Haà in ihrem Herzen gegen mich
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