Die Akademie: Stachelmanns sechster Fall (German Edition) by Ditfurth Christian
Autor:Ditfurth, Christian [Ditfurth, Christian]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
Herausgeber: eBook by Kiepenheuer&Witsch
veröffentlicht: 2011-02-22T23:00:00+00:00
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10
Franticek stapfte zu dem Haus mit den beiden beleuchteten Fenstern. Es war ein typischer DDR -Aussiedlerbau, ein Stockwerk mit ausgebautem Dach, schlichter ging es nicht, und gewiss war die Fassade ockerfarben, jedenfalls war sie es gewesen, aber das konnte er jetzt nicht sehen. Es schlossen sich weitere Häuser an, und eines schien auszusehen wie das andere. Vermutlich stand am Ortsrand ein heruntergekommener mehrstöckiger Plattenbau für die Arbeiter der LPG . In die Haustür war oben eine Milchglasscheibe eingelassen. Franticek klopfte daran, weil er die Klingel nicht fand und weil er verzweifelt war. Der Marsch durch die Sumpfwiese hatte ihn erschöpft, genauso wie seine Wut auf diese Dreckskerle. Er stellte sich vor, wie sie feixend weggefahren waren, nachdem sie ihn abgelegt hatten. Er spürte einen stechenden Schmerz in der Armbeuge und wusste, er kam von der Spritze, die sie ihm verpasst hatten. Morgen würde sich an der Stelle ein Bluterguss breitmachen. So dankten sie ihm für seine Dienste in all den Jahren. Franticek wusste, dass es in der Welt ungerecht zuging, und er war nie ein Gerechtigkeitsapostel gewesen. Aber irgendwo hörte der Spaà auf, er hatte nun aufgehört. Sie hatten ihn behandelt wie eine Klobürste. Er gestand sich die Demütigung ein. Am schlimmsten aber war, dass er nichts dagegen tun konnte. Er durfte sich nicht einmal rächen, auch wenn er sich auf seinem Marsch alle möglichen Szenarien vorgestellt hatte, wie er es ihnen heimzahlen könnte. O ja, da fiel ihm einiges ein.
Niemand öffnete.
Endlich fand er die Klingel und drückte sie lang. Ein Licht ging im Flur an, er hörte ein Schlurfen. Franticek trat einen Schritt zurück, vorsichtig öffnete sich die Tür, und eine alte Frau mit weiÃen Haaren guckte durch den Spalt.
»Guten Tag â¦Â«
Die Tür knallte zu.
Franticek trat einen Schritt nach vorn und drückte erneut die Klingel. Nichts rührte sich. Er klopfte an die Tür. Nichts. Jetzt brach seine Wut aus, er trat gegen die Haustür und stellte sich vor, sie wäre das Gesicht von einem dieser Dreckskerle, die ihn verschleppt hatten. Dann stieà er seinen Ellbogen gegen die Milchglasscheibe, die splitternd barst. Er schlug die Splitter aus der Fassung und griff mit der Hand nach innen. Er fand den Schlüssel und drehte ihn. Dann drückte er die Klinke und öffnete die Tür. Er trat ein, sagte: »Rufen Sie die Polizei!«
Aber da ertönte schon die Sirene, und gleich sah er das Blaulicht. Sie hatte sie schon gerufen, und die Polizisten mussten in der Nähe gewesen sein. Sie bremsten hart und sprangen aus dem Passat, beide die Pistolen in der Hand.
Er hatte sie dazu bringen können, in Köln anzurufen, wo das Amt seine Identität anhand einiger Fragen bestätigte. Doch nach wie vor beäugten sie ihn misstrauisch. Wie kam ein nach Schnaps stinkender, völlig verdreckter Typ ohne Papiere und ohne einen Cent in der Tasche nach Birkholz?
Doch Franticek erklärte, dass er keine Aussagegenehmigung habe und daher keine Auskünfte erteile. Er hörte, wie der eine Beamte zum anderen sagte: »So war das mit denen früher auch«, verkniff sich aber einen Widerspruch. Franticek war viel zu müde, um sich mit Dorfsheriffs herumzustreiten.
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