Die Achse meiner Welt by Dani Atkins

Die Achse meiner Welt by Dani Atkins

Autor:Dani Atkins
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
ISBN: 9783426424070
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2014-07-27T22:00:00+00:00


Schweigend fuhren wir im Lift nach oben. Als sich die Türen im fünften Stock öffneten, folgte uns die Spannung hinaus auf den Gang.

»Welche Richtung? Links oder rechts?«, fragte Jimmy.

»Woher soll ich das wissen?«, fauchte ich ihn an.

Er reagierte mit mehr Verständnis und Geduld, als ich wahrscheinlich verdiente.

»Ich weiß, wie schwer das für dich ist, Rachel. Wirklich. Aber uns war doch beiden klar, dass du hier mit so etwas rechnen musstest. Gib nicht gleich auf.«

Er hatte recht, daran bestand kein Zweifel. Trotzdem hätte ich mir so gewünscht, das alles wäre nicht wahr.

Mein Schlüssel passte ins Schloss einer Wohnungstür. Wie sollte es auch anders sein? Wir wanderten durch die Räume wie potenzielle Käufer, ohne zu wissen, wohin wir eigentlich wollten. Als ich schließlich eine Tür öffnete, die ich für die des Schlafzimmers hielt, gleich darauf aber verdutzt feststellte, dass ich in den begehbaren Kleiderschrank hineinmarschiert war, fanden wir zum Glück beide unseren Humor wieder. Ausgerechnet im begehbaren Kleiderschrank. Ist das nicht stets der letzte Ort, wo man danach sucht?

Ich kam mir vor wie eine Einbrecherin auf Beutezug, die Schubladen und Schränke nach etwas Brauchbarem durchstöberte. Dabei stieß ich auf wenig Vertrautes, aber hin und wieder geriet mir doch ein Kleidungsstück oder ein Schmuckstück in die Hände, bei dessen Anblick mein Puls sich beschleunigte, weil ich es als meins wiedererkannte. Der Pass und die Steuerunterlagen, die ich in einer metallenen Box entdeckte, bewiesen leider einmal mehr: Ich lebte definitiv hier.

Unter anderen Umständen wäre das alles andere als eine Tragödie gewesen, denn die Wohnung war extrem schön, sehr geschmackvoll eingerichtet und etwa viermal so groß wie meine Bude über der Wäscherei. Trotzdem bereitete mir mein sozialer Aufstieg zur Bewohnerin einer Luxuswohnung keinerlei Freude. Denn falls das hier tatsächlich mein Zuhause war – und wie sollte ich daran zweifeln, nachdem ich von solch unumstößlichen Beweisen umgeben war –, welchen Grund hätte ich dann noch, weiterhin darauf zu beharren, dass es sich bei diesem Leben nicht um das meine handelte?

Während ich das Schlafzimmer verwüstete, war Jimmy in die Küche vorgedrungen. Ein paar Minuten später kam er mit zwei dampfenden Kaffeetassen zurück.

»Ich fürchte, wir müssen ihn schwarz trinken«, erklärte er und reichte mir eine der Tassen. »Dir ist die Milch ausgegangen. Ehrlich gesagt ist dir auch so ziemlich alles andere ausgegangen. Die Küchenschränke sind praktisch leer. Ich nehme an, ihr geht oft essen.«

Das klang logisch und passte auf jeden Fall zu dem Lebensstil, den ich mir bei Matt vorstellen konnte. Beide Hände fest um meine Tasse gelegt, ließ ich mich auf eine cremeweiße Ledercouch sinken. Vorsichtig verlagerte ich mein Gewicht, um nur ja nichts von dem heißen Getränk über das teuer aussehende Material zu verschütten. Ich war eine extrem nervöse Besucherin in meinem eigenen Heim.

»Wie kann ich mir das alles bloß leisten?«, fragte ich. »Ich weiß, wie hoch die Mieten in London sind. Diese Wohnung muss ein Vermögen kosten. So viel verdiene ich mit meinem Job bestimmt nicht.«

Jimmys Miene verfinsterte sich, ehe er mir antwortete: »Ich glaube, dass die Wohnung Matts Familie gehört. Wahrscheinlich gehören ihnen auch noch ein paar andere in diesem Gebäude.



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