DIE 5. WÄCHTERIN: Thriller (German Edition) by Weidner Eberhard

DIE 5. WÄCHTERIN: Thriller (German Edition) by Weidner Eberhard

Autor:Weidner, Eberhard [Weidner, Eberhard]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: neobooks Self-Publishing
veröffentlicht: 2014-06-16T22:00:00+00:00


26

Ich spürte den unwiderstehlichen Sog damals erst, nachdem ich in der Zeitung gelesen hatte, dass man das achte Opfer des Rosenblütenmörders gefunden hatte. Es handelte sich um eine alleinstehende Frau, die zwei Wochen unentdeckt geblieben war. Also packte ich meine Reisetasche und machte mich auf den Weg.

Kaum war ich vor Ort und stieg aus meinem Wagen, tauchte auch schon das erste Mordopfer auf.

Ich konnte es gar nicht übersehen oder mit einem lebenden Menschen verwechseln, denn es war nackt, von Stichwunden übersät und blutüberströmt, weil der Rosenblütenmörder jedes seiner Opfer mit exakt 49 Messerstichen getötet hatte. Dabei setzte er die Stiche so wohlkalkuliert, dass die ersten 48 Wunden nicht sofort tödlich, sondern nur sehr schmerzhaft waren und stark bluteten. Erst der 49. und finale Dolchstoß, den er teilweise stundenlang hinauszögerte, brachte schließlich den Tod, den die Frauen bis dahin sicherlich herbeisehnten. Warum er so handelte, weiß bis heute niemand genau, denn er hat, seit er gefasst wurde, kein einziges Wort gesprochen. Alles, was darüber gesagt wurde, sind daher Spekulationen.

Die tote Frau – sie war die erste, die er ermordet hatte – stand an einer Straßenecke, als würde sie dort auf einen Liebhaber oder auf den Bus warten. Schon die Vorstellung war so absurd, dass mich ein Schauder überlief.

Ich spürte den Sog, schwach nur, aber dennoch fühlbar, und gab ihm nach. Als ich den stummen Geist erreichte, bemerkte ich, dass an seinem von getrocknetem Blut bedeckten Körper zahlreiche Rosenblüten klebten, die dem Mörder seinen Namen verliehen hatten.

Die Frau wandte sich sofort von mir ab und sah in die andere Richtung. Als ich ihrem Blick folgte, bemerkte ich an der nächsten Kreuzung das zweite Mordopfer, während das erste sich vor meinen Augen auflöste, als hätte es nie existiert. Und das hatte es ja auch nicht wirklich, schließlich war es nur ein Geist ohne materiellen Körper.

Ich verstand augenblicklich, dass die Opfer mir etwas mitteilen und mich irgendwohin führen wollten. Also ging ich weiter, bis ich das zweite Mordopfer erreichte, das einen ähnlich schauerlichen Anblick wie das erste bot. Allerdings war der Rosenblütenmörder im Gegensatz zu dem Serienkiller, mit dem wir es nun zu tun haben, nie auf einen bestimmten Frauentyp fixiert. Nach allem, was wir bis heute wissen, tötete er wahllos irgendwelche Frauen, ohne dass es unter den Opfern oder zwischen ihnen und ihrem Mörder irgendeine Verbindung oder Gemeinsamkeit gegeben hatte. Deshalb tat sich die Sonderkommission Rosenblüte auch so schwer, den Täter zu finden.

Das zweite Opfer ähnelte dem ersten daher nur in dem, was der Mörder ihnen angetan hatte. Er hatte auch diese Frau nackt ausgezogen, mit 48 Messerstichen stundenlang gequält, mit dem letzten Stich getötet und ihren Leichnam dann mit Rosenblüten bedeckt.

Der Geist wandte sich ebenfalls ab, nachdem ich ihn erreicht hatte, und ich sah die dritte blutüberströmte Leiche an der Ausfahrt eines Kreisverkehrs stehen. Und so ging es munter weiter, bis ich schließlich alle acht Opfer im winzigen Vorgarten eines Reihenhauses in einem ruhigen, idyllischen Wohngebiet stehen sah.

Natürlich wusste ich nicht, ob mich die Geister zum Haus des Täters oder zu dem seines nächsten Opfers geführt hatten.



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