D.I. Helen Grace: Letzter Schmerz (Ein Fall für Helen Grace 5) by Matthew J. Arlidge

Autor:Matthew J. Arlidge [Arlidge, Matthew J.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Belletristik, Krimis & Thriller, Gegenwartsliteratur, Detektivromane, Detektivinnen, Thriller
ISBN: 9783644400597
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2016-11-24T23:00:00+00:00

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Die Spurensicherung hatte die Leiche bereits heruntergelassen und ihr den Anzug ausgezogen. Das Opfer lag nackt, nur mit einem sterilen Tuch bedeckt, auf dem Boden. Sehr würdevoll war das nicht, aber mehr war unter den Umständen nicht möglich.

Helen ging in die Knie und hob mit ihrem Kugelschreiber das Tuch an. Sie hatte geahnt, was sie erwartete, trotzdem war der Anblick grauenhaft. Im Leben war Max Paine ein gutaussehender Mann gewesen, jetzt war sein Gesicht wächsern und gesprenkelt: Geplatzte Gefäße hatten unansehnliche Flecken hinterlassen. Er sah aus, als wäre er innerlich explodiert.

Helen schauderte. Sie hatte Max Paine nicht gemocht, sogar verabscheut. Er war ein brutaler Frauenhasser gewesen, der es genoss, Frauen zu misshandeln und zu erniedrigen. Sie hatte seine Dienste zwei Mal in Anspruch genommen und es bitter bereut, als sie sich aus einer gefährlichen Situation herauskämpfen musste. Doch solch einen Tod hätte sie selbst ihm nicht gewünscht. Das war nicht mit der Situation von damals zu vergleichen, hier hatte niemand auf Paines Brutalität reagiert. Dies war ein vorbereiteter und durchdachter Mord. Eine Exekution.

Was verband Jake Elder und Max Paine? Sie waren völlig unterschiedliche Menschen gewesen, die denselben Beruf gehabt hatten. Helen hatte beide gekannt, den einen gut, den anderen flüchtig. War das von Bedeutung? Aber es war schwer nachzuvollziehen. Max Paine war kein Freund gewesen, und soweit sie wusste, würde der Rest der Welt auch nicht um ihn weinen. Warum also hatte er sterben müssen? Waren er und Jake gezielt ausgewählt worden, oder waren sie einfach an den falschen Kunden geraten? Es schien immer wahrscheinlicher, dass der Täter aus der BDSM-Szene kam, das Motiv blieb allerdings nach wie vor unklar.

Helen ließ das Tuch zurücksinken und richtete sich auf. Sie würde Paine keine Träne nachweinen, doch sein Tod war beunruhigend und verstörend. Wenn es eine Verbindung zwischen den beiden Opfern gab, dann war das offensichtlich sie selbst. Aber wenn nicht, machte es die Lage noch schwieriger. Helen und ihr Team hatten sich bemüht, eine direkte Verbindung zwischen Jake Elder und seinem Mörder zu finden, aber vielleicht waren sie auf dem Holzweg gewesen? Vielleicht trieb der Akt des Tötens selbst den Mörder an, und die Opfer waren zufällig gewählt.

Und dann konnte keiner sagen, ob und wann er aufhören würde. Das Morden war eine Droge. Mit jedem Opfer stieg die Lust auf mehr. Wenn der Mörder darauf abfuhr, totale Kontrolle über seine Opfer zu haben und sie anscheinend unbemerkt überfallen zu können, was sollte ihn dann zum Aufhören bewegen? Helen hatte eine böse Ahnung, dass er gerade erst richtig in Schwung kam.

Nachdem sie ein paar kurze Sätze mit Meredith gewechselt hatte, verließ Helen den Tatort. Grübeln und Angst brachten sie nicht weiter. Der Mörder hatte die Latte gerade ein ganzes Stück höher gelegt, und sie musste reagieren. Ihn irgendwie davon abhalten, erneut zu töten.

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