Der Zirkel by Schwanitz

Der Zirkel by Schwanitz

Autor:Schwanitz
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2014-09-18T22:00:00+00:00


12

D

er Geschäftsführer der Hanseatischen Gesellschaft für Beteiligungsverwaltung, Dietmar Jörder, hatte weder Sinn für die Kekse, die die Sekretärin des Präsidenten aufgefahren hatte, noch für die Schönheit der Kunst. So würdigte er auch das »Massaker von Batak« keines Blickes. Statt dessen starrte er anklagend den Präsidenten an, der die sogenannte Viererbande an seinen Konferenztisch geladen hatte. Dazu gehörte noch der Vorsitzende des SPD-Wahlkreises Mitte, Gernot Wandel, Inhaber einer großen Baufirma, und die Schulsenatorin Petra Rassmann.

»Was heißt, Sie haben keine Handhabe gegen den AStA? Aber sicher haben Sie die. Der AStA kassiert von den Studenten über neunhunderttausend Mark im Jahr. Das ist ziemlich viel Geld. Von jedem Studenten elf Mark Zwangsbeitrag im Semester, von jedem der vierzigtausend. Aber sie lassen nicht jeden wählen.« Er klopfte anklagend auf eine Infobroschüre zur Wahl der Studentenvertreter und las vor: »›Achtung, für Burschenschaftler, rechte Arschlöcher und Mitglieder der Popgruppe ›New Kids‹ gibt es bei uns kein Wahlrecht.‹ Das steht hier drin. Damit haben Sie eine Handhabe, Herr Präsident. Das ist definitiv rechtswidrig. Und gäbe es einen günstigeren Zeitpunkt, als nach dieser Prügelorgie im Audimax? Jetzt ist die AStA-Vorsitzende auch noch gestorben. Na wunderbar. Eine bessere Gelegenheit kriegen Sie nie, um den Weiss zu überfahren.«

Präsident Schacht bot Jörder einen Keks an. »Hier, nehmen Sie, das beruhigt die Nerven. Herr Jörder, ich kenne doch all diese Argumente. Ich verstehe ja, daß Sie beunruhigt sind wegen der Schwulenklappen in Ihren Badeanstalten. Aber bei Studenten kann man nie mit der Brechstange arbeiten. Da braucht man politische Strategien. Und gestern hat der Senator mir versprochen, die Sache durch ein entsprechendes Rechtsgutachten endgültig in unserm Sinne zu lösen.«

Das war eine Sensation. Dann mußte der Senator ja seine Meinung geändert habe. Wie Schacht das denn hinbekommen habe? Was er ihm dafür als Gegenleistung geboten habe? Ob man dem Weiss auch trauen könne?

»Er hat es mir in die Hand versprochen.«

»Und wer ist der Gutachter?«

Schacht sah sie mit starrem Blick an. »Das wollen wir doch lieber nicht an die große Glocke hängen. Wenn jemand von uns hier sich nicht zurückhalten kann und ihn beeinflußt, ist vielleicht das ganze Gutachten diskreditiert.«

»Ich will ja nur, daß endlich Ruhe im Bezirk einkehrt«, sagte Jörder. »Keine Hausbesetzungen mehr, keine Anschläge auf das Büro der Vertriebenenverbände, keine Tagungen mit dem kurdischen Exilparlament in der Mensa und vor allem keine Päderasten in den Schwimmbädern.«

Schacht tätschelte sein Knie. »Gemeinsam werden wir das hinkriegen.«

»Da bin ich mir nicht so sicher.« Es war der SPD-Vorsitzende Wandel, der das Wort ergriffen hatte. »Außerdem höre ich, die Finanzbehörde hat den Plan unserer Firma für neue Parkplätze im Bereich des Campus abgelehnt?«

»Das hat Senatsdirektor Rudinski schon bereinigt.«

»Und wie?«

»Nun«, Schacht fischte einen gelben Ordner aus seinem Aktenstapel und schlug ihn auf, »wir haben ursprünglich eine Baubedarfsnachweisung für kleinere Erweiterungsbauten aufgestellt, und das hat die Finanzbehörde abgelehnt. Im neuen Antrag stellen wir eine Baubedarfsnachweisung für Bauerhaltung aus.«

Wandel verstand sofort.

»Und das muß die Finanzbehörde nicht genehmigen?«

»Nein. Außerdem habe ich noch etwas für Sie.«

Wandels Laune verbesserte sich zusehends. Er nahm einen Keks und stippte ihn in den Kaffee. »Und was ist



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