Der Verlust eines Hundes: und wie wir ihn überwinden (German Edition) by Elli H. Radinger

Der Verlust eines Hundes: und wie wir ihn überwinden (German Edition) by Elli H. Radinger

Autor:Elli H. Radinger [Radinger, Elli H.]
Die sprache: deu
Format: azw3
Tags: Hund, Trauer, Verlust
Herausgeber: Elli H. Radinger
veröffentlicht: 2014-08-17T16:00:00+00:00


Akzeptanz und Neuorientierung

Lady war schon ein paar Wochen tot. Manchmal schien der Schmerz zu verebben, war der Alltag gegenwärtig. Dann kam ein Augenblick wie dieser: Ich fuhr in die Stadt, um noch ein paar Einkäufe zu erledigen und sah auf der Straße ein totes Eichhörnchen liegen. Die Autos fuhren nur um es herum, niemand kümmerte sich. Ich hielt an, nahm das Tierchen auf und trug es unter einen Baum. Sein Körper war noch warm und weich, aus seiner Nase floss ein wenig hellrotes Blut. Vermutlich war es eben erst überfahren worden. Ich legte es sanft auf ein Bett aus Blättern, deckte es mit weiteren Blättern zu und schickte es mit einem kleinen Gebet in den Eichhörnchenhimmel. Als ich zu meinem Auto ging, musste ich an meine Lady denken, deren Leidenschaft es war, schimpfende Eichhörnchen die Bäume hochzujagen. Ich fragte mich, ob sie das jetzt auch tun würde – wo immer sie auch war. Auf dem Weg nach Hause fuhr ich an unserer Lieblingswiese vorbei, wo wir besonders in den letzten beiden Jahren, als sie nicht mehr so weit laufen konnte, kürzere Spaziergänge gemacht hatten. Ich hielt an und fühlte noch die Wärme des kleinen Körpers des Eichhörnchens, während ich mich an die Wärme von Ladys leblosem Körper erinnerte und an die Zeit, in der sie – schon etwas steifer in den Beinen – immer noch über die Wiese rannte und mit der Nase ausgiebig die neuen Gerüche untersuchte. Die Welle des Schmerzes traf mich wie ein Faustschlag in die Magengrube. Ich konnte nicht mehr aufhören zu weinen und fühlte mich entsetzlich einsam. Es dauerte lange, bis der Schmerz verebbte und die guten und schönen Erinnerungen wieder Oberhand gewannen.

Akzeptanz bedeutet nicht, dass man die gesamte Situation auf einmal akzeptieren muss. Wir müssen nur akzeptieren, was jetzt passiert und wie wir uns im Moment fühlen. Unsere Gefühle werden verrückt spielen. In einem Moment sind wir wütend und ängstlich, dann wieder distanziert, und im nächsten Augenblick sitzen wir laut schluchzend auf dem Boden. Dann fühlen wir noch etwas: Wenn wir nach vorne schauen, geraten wir in Panik. Wie sollen wir ohne unser Tier jemals wieder fröhlich sein?

Irgendwann sind wir zu erschöpft vom ständigen Trauern, vom Kämpfen, vom Versuch, etwas ändern zu wollen, was wir nicht ändern können. Wir geben auf und lassen los. Jetzt kann der Prozess der Heilung beginnen. Wir bekommen Trost geschenkt – heute und jetzt. Wichtige Veränderungen werden geschehen, aber nicht immer, indem wir etwas tun, sondern oft, indem wir uns nur des Augenblicks bewusst werden. Dann wird uns der natürliche Lauf des Lebens verändern und den Schmerz nehmen.

Ganz langsam beginnen wir wieder, uns nach außen zu orientieren. Wir können uns wieder zeitweise konzentrieren und auch an etwas anderes denken. Der Schmerz ist nicht mehr ganz so intensiv, obgleich die Stimmungsschwankungen bleiben. Wir schlafen manchmal ganze Nächte durch und haben Appetit. Unser Körper findet sein Gleichgewicht wieder. Das geht nicht von heute auf morgen und wir pendeln zwischen den Phasen der Depression und der Neuorientierung. Wir gehen gelegentlich aus, und brechen in Tränen aus, wenn wir den Nachbarshund sehen.



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