Der unvergleichliche Jeeves by Wodehouse P. G

Der unvergleichliche Jeeves by Wodehouse P. G

Autor:Wodehouse, P. G. [G., Wodehouse P.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-05-28T04:00:00+00:00


Jung-Bingo zog wahrhaftig eine ausgereifte Nummer ab. Beflügelt durch das schmerzliche Erlebnis, sein geringes Vermögen zur Gänze auf eine Niete gesetzt zu haben, die nicht einmal unter die ersten sechs gelangte, verbreitete er sich mit Ingrimm über das Thema der Schwärze in den Herzen jener plutokratischen Besitzer, die seelenruhig zuließen, daß ein vertrauensseliges Publikum sich einem Pferd als Heilsbringer verschrieb, einem Pferd, das in Wirklichkeit nicht einmal die Länge seines Stalls durchlaufen konnte, ohne daß seine Beine sich verhaspelten und es sich für ein Ruhepäuschen niedersetzen mußte. Hierauf hub er an, das Bild eines Arbeiterheims als Folge solcher Infamie auszumalen, und ich muß sagen, dieses Bild griff einem ans Herz. Er zeigte uns einen Arbeiter, voller Optimismus und simplem Vertrauen, der jedes Wort, das er in den Zeitungen hinsichtlich der Hochform von Ocean Breeze las, auch wirklich glaubte. Er enthielt Frau und Kindern das Essen vor, um auf das vermaledeite Vieh setzen zu können; er verzichtete auf sein Bier zugunsten seines Einsatzes; am Vorabend des Rennens raubte er mit Hilfe einer Haarnadel die Sparbüchse des Säuglings aus – und all das, nur um am Ende mit einem Knall auf dem Bauch zu landen. Das war schon kolossal beeindruckend. Ich sah, wie der alte Rowbotham sanft nickte, während der arme, alte Butt den Redner mit unverhohlener Eifersucht anstierte. Die Zuhörer waren hingerissen.

»Aber was kümmert es diesen Lord Bittlesham«, brüllte Bingo, »wenn der arme Arbeiter seine schwerverdienten Ersparnisse verliert? Ich sage euch, Freunde und Genossen, da könnt ihr reden, da könnt ihr rechten, da könnt ihr Beifall jubeln, und da könnt ihr Resolutionen einbringen, aber was ihr braucht, das sind Taten! Taten! Die Welt wird für anständige und ehrliche Leute so lange unwirtlich bleiben, wie nicht das Blut von Lord Bittlesham und seinen Kumpanen durch die Gossen der Park Lane fließt!«

Ein begeistertes Beifallgebrüll brandete auf, denn die meisten der Anwesenden hatten vermutlich ihre karge Börse auf den verdammten Ocean Breeze gesetzt, und der Verlust schmerzte sie. Der alte Bittlesham sprang hinüber zu einem großen, traurig aussehenden Polizisten, der dem Ereignis zusah, und schien ihn zur Hilfeleistung zu drängen. Der Polizist zog an seinem Schnurrbart und lächelte milde: zu drastischeren Maßnahmen war er offenbar nicht geneigt. Der alte Bittlesham kam zurück und schnaufte nicht wenig.

»Monströs, so was! Dieser Mensch bedroht ganz eindeutig meine persönliche Sicherheit, und der Polizist weigert sich einzuschreiten. Sagte, das sei nur Gerede! Gerede! Das ist ungeheuerlich!«

»Absolut!« sagte ich zustimmend, hatte allerdings nicht den Eindruck, daß ihn das aufmunterte.

Inzwischen hatte Genosse Butt auf der Bühnenmitte Stellung bezogen. Er verfügte über eine Stimme wie die Posaunen des Jüngsten Gerichts, und man verstand jedes Wort, aber irgendwie riß er niemanden mit. Es klang, wie ich vermute, zu unpersönlich. Nach Bingos Rede war das Publikum in einer Stimmung, in der es Forscheres erwartet hätte als allgemeine Bemerkungen über die Bewegung. Die Leute fingen nun an, dem armen Kerl mit Zwischenrufen scharf zuzusetzen, worauf er mitten im Satz plötzlich innehielt. Ich sah, daß er den alten Bittlesham anstarrte.

Die Menge glaubte, ihm hätte die Stimme versagt.



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