Der Sommer der toten Puppen by Hill Antonio
Autor:Hill, Antonio
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Suhrkamp Verlag
veröffentlicht: 2012-06-14T16:00:00+00:00
Für Leire Castro trug der Nachmittag allmählich Früchte. Vor sich auf dem Tisch hatte sie eine Auflistung von Aleix Roviras Handygesprächen in den letzten zwei Monaten, und es war überaus interessant, nicht nur wegen der wahnsinnig hohen Zahl von Anrufen. Auf der Liste markierte sie die Nummern, die wiederholt vorkamen. Am merkwürdigsten waren die Verbindungen am Wochenende; den ganzen Tag und auch noch am Abend erhielt Aleix kurze Anrufe, nur wenige Sekunden. Weitere Nummern tauchten relativ häufig auf. Leire notierte sie und wollte später herausfinden, zu wem sie gehörten. Am Abend des 23. Juni hatte jemand mehrmals angerufen, zehn Mal, um genau zu sein. Aleix hatte keinen dieser Anrufe entgegengenommen, sich mit der Nummer aber am nächsten Tag in Verbindung gesetzt. Ein Gespräch von vier Minuten. Es war der einzige Anruf, den zu beantworten er sich die Mühe machte, nachdem er wiederum mehrere nicht entgegengenommen hatte. Sie zählte die Nummern, die mehrmals angerufen hatten. Es waren sechs, und nur auf die beiden ersten hatte Aleix geantwortet, auf sonst keine.
Sie versuchte, die Angaben weiter zu ordnen, während sie in Gedanken noch einmal die Geschichte durchging, die Gina und auch Aleix in ihren früheren Aussagen erzählt hatten. Eine Geschichte, die nicht ganz stimmen konnte. Warum hatten er und Marc Castells sich geprügelt? Eine ziemlich heftige Rauferei, sonst wären auf Marcs T-Shirt keine Blutflecken gewesen. Wer hatte an dem Abend ständig versucht, ihn zu erreichen? Das zumindest sollte einfach herauszufinden sein. Und tatsächlich, nach ein paar raschen Eingaben hatte sie den Namen des Benutzers: Rubén Ramos GarcÃa. Sie seufzte. Der Name sagte ihr nichts. Dann gab sie die Nummer ein, die auf der Liste am häufigsten auftauchte. Dieser Name sagte ihr allerdings etwas, sehr viel sogar. Regina Ballester. Die Mutter von Gina Martà ... Am Montag würden sie Aleix einiges zu fragen haben.
Sie sah auf die Uhr. Ja, noch blieb Zeit. Sie gab den Namen Rubén Ramos GarcÃa in die Datenbank ein. Auf dem Bildschirm erschien das Foto eines jungen Mannes dunklen Typs. Leire las verblüfft die Angaben. Was zum Teufel hatte ein Junge aus gutem Hause, wie der Kommissar sagen würde, mit diesem Menschen am Hut? Rubén Ramos GarcÃa, vierundzwanzig Jahre alt, registriert im Januar letzten Jahres und erneut im November wegen Kokainbesitz. Verdacht auf Rauschgifthandel, was nicht bewiesen werden konnte. Ein weiterer Vermerk: Vernommen im Zusammenhang mit einem Skinhead-Ãberfall auf mehrere Einwanderer, die schlieÃlich die Anzeige zurückzogen.
Leire setzte einen raschen Bericht auf und hinterlieà ihn auf dem Tisch, so wie sie es mit dem Inspektor vereinbart hatte. Dann wollte sie an nichts mehr denken, nahm den Helm und ging zu ihrem Motorrad.
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