Der Sommer der Gaukler by Robert Hueltner

Der Sommer der Gaukler by Robert Hueltner

Autor:Robert Hueltner
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: PeP eBooks
veröffentlicht: 2008-12-21T16:00:00+00:00


16

Baron von Playen klatschte vergnügt, nachdem Schikaneder sein Lied beendet hatte. Auch die drei jungen Dienstmägde hatten hingerissen gelauscht. Mozart stand vom Klavier auf, streckte sich und steuerte den Tisch des Barons an.

»Ein schönes Lied, dieses ›Lob der Weiber‹.« Er rückte sich den Stuhl zurück und setzte sich. »Der Text ist von Ihnen, Monsieur Schikaneder?«

Der Prinzipal nickte geschmeichelt. Er ließ sich neben Mozart in den Stuhl fallen.

»Mit Verlaub. Die Musik ebenfalls.«

»Respekt!«, warf der Baron ein. »Ich wusste nicht, dass Sie auch Compositeur sind, Monsieur.«

»Sie haben es mir nicht krumm genommen, dass ich die Melodie ein wenig verziert hab?«, erkundigte sich Mozart.

»Verziert?!«, rief Schikaneder. »Sie waren wie der Gartenmeister, der einen holzigen Apfelbaum so kuriert, dass er bloß noch die süßesten Früchte gibt.«

Eines der Mädchen eilte herbei und schenkte nach. Ein anderes steckte neue Kerzen auf. Der Baron winkte sie zu sich. Sie beugte sich herab.

»Ist geschehen, was ich befohlen habe?«, fragte er leise. »Ich werde mich sofort kundig machen, Herr Baron.« Sie knickste und ging wieder an ihren Platz zurück.

Von Playen umgriff die Lehnen seines Sessels, schob sich

hoch und nahm das Weinglas.»Meine Herren! – Nein, ich darf sagen: Meine Brüder! Trinken wir auf das Ewige der Kunst!«

Mozart hob lachend das Glas.

»Trinken wir lieber auf das Ewige der Künstler! Haben die was davon, wenn die Kunst blüht, und sie verwelken?« Er gab Schikaneder einen Stoß mit dem Ellenbogen. »Sind Sie einverstanden, Monsieur?«

»Wir trinken auf beides!«, sagte Schikaneder. »Blühende Künstler, deren Kunst welkt, sind mir nämlich ebenso verhasst.«

Glucksend stimmte Mozart zu.

»Einverstanden, Messieurs«, meinte der Baron. »Mögen die Götter unsere Anrufung hören.«

Sie tranken. Mozart griff nach der erkalteten Pfeife, schlug die Asche an der Tischkante ab und kramte nach seinem Tabaksbeutel. Bald umgab ihn wieder eine Rauchwolke, die sein Gesicht plötzlich fahl erscheinen ließ. Erst jetzt nahm Schikaneder die winzigen Narben wahr, die Mozarts Wangen bedeckten. Er wusste, was sie bedeuteten. Wer sie trug, hatte das Glück gehabt, die Pocken zu überleben.

Der Baron hüstelte.

»Monsieur Schikaneder, ich möchte noch einmal auf etwas zurückkommen, was mir nicht aus dem Kopfe gehen will. Ich berichtete Ihnen doch, dass meine Gesundheit keine längeren Reisen mehr zulässt. Sie erinnern sich?«

Schikaneder nickte beflissen. Endlich!

»Dennoch bin ich, wie man hoffentlich feststellen durfte, noch nicht im Zustand der völligen Interesselosigkeit, insbesondere die Musik und das Theater – um es präziser auszudrücken: beides – betreffend. Und daher möchte ich Sie fragen, ob es sich trotz Ihrer baldigen Abreise vielleicht noch einrichten ließe, dass Sie –«

Er brach ab. Fast unhörbar hatte sich das Dienstmädchen genähert. Sie flüsterte dem Baron etwas zu, der daraufhin zufrieden nickte und seine Gäste mit einem dunklen Blick umfasste. Mit einer unvermutet pastoralen, geheimnisverhangenen Stimme sagte er:

»Meine Brüder! Haben Sie die Güte, mich nach diesem Glas noch auf eine nächtliche Promenade zu begleiten? Die Sterne stehen günstig!«

»Aber gerne«, meinte Mozart.

»Mit dem allergrößten Vergnügen«, sagte Schikaneder, und wie immer, wenn er über die Maßen log, hörte sich seine Stimme ein wenig sandig an.

Der bekieste Weg, den sie wenig später entlanggingen, war von Öllichtern markiert. Nach wenigen Minuten betraten sie einen



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