Der Schwur des Normannen Roman by Ulf Schiewe

Der Schwur des Normannen  Roman by Ulf Schiewe

Autor:Ulf Schiewe [Schiewe, Ulf]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426426494
Herausgeber: Knaur e-books
veröffentlicht: 2015-02-26T05:00:00+00:00


Die Fürstin von Catania

Das Reiten fiel mir ungewohnt schwer, denn meine Rippen schmerzten bei jedem Tritt und Stoß. Vornübergebeugt hockte ich im Sattel, versuchte, Albas Bewegungen auszugleichen und möglichst flach zu atmen.

»Wer zum Teufel ist dieser Kerl«, hörte ich Thore sagen, der hinter mir ritt. »Gunnar Knutson. Der ist doch aus dem Norden. Ich frage mich, was der bei den Sarazenen zu suchen hat.« Er blieb eine Weile stumm. Dann redete er weiter, wie zu sich selbst. »Vielleicht ist er ein Waräger. Du weißt schon, einer von diesen Nordmännern, die für Byzanz kämpfen. Der ist bestimmt mit Maniakes gekommen und geblieben. Oder er ist ein Seefahrer und hier gestrandet.« Er stellte noch weitere Überlegungen an und wollte meine Meinung dazu hören. »He, Gilbert, warum sagst du nichts?«

»Weil ich Schmerzen habe, du Ochse«, presste ich hervor. »Der Kerl hat mir die Rippen zertrümmert.«

»Umar?«, fragte er in einem Ton, als hielte er so etwas für unwahrscheinlich. »Stell dich nicht so an. Ein paar Faustschläge bringen einen doch nicht um.«

»Wir können gerne tauschen, du Witzbold.«

»Wenn es dich tröstet, dieser Umar wird’s nicht mehr lange machen. Du fragst dich, wieso? Weil er zu denen gehört, die ich umbringen werde, bevor Odin mich in seine Halle holt.«

»Ich wäre schon froh, wenn sie mich aus dem Sattel holten und in ein weiches Bett legten.«

»Mit ein paar hübschen Sklavinnen, was?«

»Hör auf! Ich kann nicht lachen. Es tut weh.«

Aber er hörte nicht auf und quatschte die ganze Zeit. Immerhin war es besser, als Trübsinn zu blasen.

Wir hatten die Wildnis hinter uns gelassen und ritten durch fruchtbares Ackerland. Felder, Wasserräder und Bewässerungskanäle, aber gelegentlich auch Spuren von Krieg, obwohl diese Kämpfe schon eine Weile zurückliegen mussten. Aber immer noch trafen wir auf abgebrannte Bauernkaten, gefällte Obst- und Olivenbäume, geplünderte Äcker, die in diesem Jahr niemand mehr bestellen würde. Wahrscheinlich, weil ihre Besitzer tot oder geflohen waren.

Es mussten die Auseinandersetzungen unter den Berberfürsten sein, die zu diesen Zerstörungen geführt hatten. Ich erinnerte mich an Landos Worte, dass der Emir von Siracusa Catania erobert und dessen Herrscher vertrieben haben sollte. Ibn al-Thumnah, so hieß der neue Herr beider Provinzen, wenn ich mich recht erinnerte. Der Zwerg hatte von ihm erzählt. War er es, zu dem Gunnar uns brachte? Und was hatte er mit uns vor?

Ich hielt nach Loki Ausschau, konnte ihn aber nirgends entdecken. Dennoch war ich sicher, dass er der Spur unserer Pferde folgte. Ihr Geruch war ihm vertraut. Ismael konnte sich kaum noch im Sattel halten. Einmal stürzte er und lag eine Weile wie leblos am Boden. Einer von Gunnars Männern flößte ihm Wasser ein und nahm ihn dann vor sich aufs eigene Pferd.

Um ihn zu schonen, ritten wir langsamer. Deshalb war es schon dunkel, als wir Catania erreichten. Wir ritten durch ein mit Fackeln erhelltes Tor, das die Stadtwache auf Zuruf öffnete, dann durch dunkle Gassen, an ein paar Schenken vorbei, über einen Platz, auf dem zwei Gehenkte an einem Galgen baumelten, schließlich durch ein weiteres Tor in den Hof eines großen Palazzos. Hier stiegen wir von den Pferden.



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