Der schwarze Spiegel by Utta Danella

Der schwarze Spiegel by Utta Danella

Autor:Utta Danella [Danella, Utta]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Roman
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2014-05-28T05:55:30+00:00


Graf Sigurd

Hinter seinem Rücken nannten ihn seine Kollegen manchmal Graf Sigurd. Das war abweisender Spott gegen seine Überlegenheit, sein sicheres Auftreten und seine gepflegte Erscheinung, seine eleganten Anzüge. Natürlich auch vermischt mit Neid auf seine erfolgreiche Arbeit. Wie konnte auch ein Mensch nur Sigurd heißen, das fanden sie ebenfalls.

Doch dafür konnte er nichts, den Namen hatte er von seiner schwedischen Mutter bekommen, von ihr auch die schlanke große Gestalt und das gute Aussehen.

Von seiner Mutter sprach er nicht, ebenso wenig wie von seinem Vater. Das hatte seinen guten Grund. Niemand, außer seinen Vorgesetzten, wusste etwas über seine Laufbahn, sein früheres Leben. Dieses Geheimnis, das ihn dadurch umgab, schuf ihm nicht gerade Freunde unter seinen Mitarbeitern. Was ihm aber nichts ausmachte. Er hatte sich für diesen Außenseiterweg entschieden, nun musste er auch die Außenseiterrolle spielen. Oder nicht einmal spielen, sie lag ihm von Natur aus.

Dr. Sigurd Graf stammte aus vermögendem Haus; sein Vater war ein bekannter Wirtschaftsanwalt in Hamburg. Die Kanzlei betrieb er zusammen mit seinem Bruder, sie hatten weltweit Klienten und die dazugehörenden Verbindungen. Die Familie war alteingesessen in Hamburg, der Großvater war ebenfalls Anwalt gewesen, ein Onkel war Reeder, ein anderer besaß eines der großen Güter in Ostholstein.

Die schöne blonde Schwedin hatte sich Dr. Oswald Graf schon vor dem Krieg aus Stockholm geholt, es war eine Liebesheirat, die nur durch den Krieg gefährdet worden war, besser gesagt, durch die Naziregierung, denn Kristina sah nicht ein, warum sie in einer Diktatur leben und auch noch einen Krieg mitmachen sollte. Geheiratet hatten sie 1938, und als der Krieg begann, befand sich Oswald Graf gerade in Südamerika, wo er eine langwierige Verhandlung zu führen hatte. Kristina hatte ihn auf der Reise nicht begleitet, sie hatte kurz zuvor ihr erstes Kind bekommen, ihren Sohn Sigurd.

Sie telegrafierte ihrem Mann lakonisch, er möge am besten bleiben, wo er sei. Sie ihrerseits gehe zu ihren Eltern nach Stockholm. Das tat sie auch; sie verließ das schöne Haus an der Elbchaussee und kehrte mit dem Baby zurück zu ihren Eltern, die außer der Stadtwohnung noch ein Haus in den Schären hatten. Diese Lösung fanden alle angemessen. Warum einen Krieg erleiden, wenn es sich vermeiden ließ?

Oswald gelang es auf abenteuerlichen Umwegen, auch nach Schweden zu kommen, ehe der Feldzug gegen Russland begann. Von seinen Schwiegereltern wurde er freundlich aufgenommen, sie kannten ihn lange genug und wussten, dass er mit dem Regime in Deutschland nie sympathisiert hatte. Oswald Graf hatte keinerlei Gewissensbisse, weil er sich vor dem Krieg drückte, wie er es nannte, er war ein kühl denkender Tatsachenmensch und war sich klar darüber, dass dieser Krieg, von den Nazis begonnen, ein großes Unrecht war und dass Deutschland ihn sowieso verlieren würde. Er sorgte sich nur um seine Eltern, die in Hamburg waren, und um seinen Bruder, den man eingezogen hatte. Aber auf dem Gut in Holstein fanden die Eltern Zuflucht vor den Bomben, die die schöne Stadt Hamburg verwüsteten, und Oswalds Bruder Albert wurde zwar verwundet, jedoch ersparte ihm das den Rest des Krieges, er überlebte und wurde auch wieder ganz gesund.



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