Der schwarze Korridor by Michael Moorcock

Der schwarze Korridor by Michael Moorcock

Autor:Michael Moorcock [Moorcock, Michael]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fischer Orbit 11
veröffentlicht: 2013-12-20T05:00:00+00:00


*

Frau Ryan reinigte die Wände ihres Appartements, Sie benutzte die vorgeschriebene Flüssigkeit. Während des Putzens achtete sie darauf, daß ihr Gesicht stets dem Fenster abgekehrt blieb. Als sie fertig war, brachte sie die Reinigungsflüssigkeit auf ihren Platz in der Küche zurück.

Dann holte sie tief Luft und holte eine Dose von einem Regal. Auf der Dose stand: »Pflanzendünger«.

Sie hustete und hielt sich die freie Hand vor den Mund.

Sie ging in den Flur und goß das Apfelsinenbäumchen, kehrte zurück zu den farbigen Wänden im Wohnraum, den teuren bequemen Plastiksesseln, dem Wand-zu-Wand-Fernsehen.

Sie stellte das Fernsehgerät an.

Sofort war die dem Fenster gegenüberliegende Seite von wirbelnden, tanzenden Figuren belebt. Frau Ryan schaute ihnen zu und entspannte sich ein wenig. Sie bemerkte, daß sie noch die Dose in der Hand hielt und stellte sie auf den Tisch. Sie beobachtete die Tänzer. Ihre Augen wanderten wieder zu der Dose, die immer noch auf dem Tisch stand. Sie setzte sich, stand wieder auf.

Frau Ryans frisches vierzigjähriges Gesicht verzog sich, ihre Lippen bewegten sich, sie machte alles in allem den Eindruck eines erschreckten Kindes, das jeden Moment in Tränen ausbrechen würde.

Sie nahm die Dose und ging zum Fenster. Mit halb geschlossenen Augen suchte sie den Knopf, der die Jalousien automatisch öffnete. Sie besprühte die Pflanzen auf dem Fensterbrett, brachte die Dose zurück in die Küche und stand eine Weile in der Küchentür und starrte in das dunkle Wohnzimmer, das nur von dem Geflimmer des Fernsehens erleuchtet wurde.

Dann lief sie durch das Zimmer und ertastete mit der linken Hand den Schalter für die Jalousien.

Im Fernsehen gab es gerade eine aufregende Szene, und sie sah unbeweglich zu.

Dann betätigte sie den Knopf und sprang, so schnell sie konnte, vom Fenster weg, als die Jalousien hoch fuhren und das Zimmer mit Tageslicht überflutet wurde.

Sie eilte in die Küche und stellte im Vorübergehen den Fernseher ab.

Sie machte sich Kaffee und setzte sich, tun ihn zu trinken, an den Küchentisch.

Es war sehr still.

Die leeren Fenster starrten auf die ebenfalls leeren Fenster des gegenüberliegenden Blocks.

Nur wenige Autos waren unterwegs.



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