Der Renner by Tom Sharpe

Der Renner by Tom Sharpe

Autor:Tom Sharpe [Sharpe, Tom]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2010-09-28T10:32:13.579000+00:00


Gleiches galt für Piper. Das Feuer, die explodierende Motorjacht, das Eintreffen der Löschfahrzeuge und Polizeiautos mit ihrem Sirenengeheul und schließlich das Maschinengewehrschnellfeuer aus dem Hobbyraum hatten nach und nach das bißchen Durchsetzungsvermögen unterminiert, über das er verfügte. Als die Feuerwehrleute in Deckung liefen und die Polizisten sich flach auf den Boden warfen, ließ er sich von Baby widerstandslos durch den Wald führen. Sie liefen einen Pfad entlang bis zum Garten eines anderen großen Hauses. Vor der Haustür standen Menschen und sahen zu, wie jenseits der Bäume Rauch und Flammen in die Luft stiegen. Baby zögerte einen Augenblick, dann zerrte sie - durch einige Büsche vor Blicken geschützt - Piper unterhalb des Hauses auf die andere Seite in den Wald.

»Wohin gehen wir eigentlich?« fragte Piper nach einem

weiteren Kilometer. »Schließlich können wir doch nicht einfach so weglaufen, als wäre nichts gewesen.«

»Willst du zurück?« zischte Baby.

Piper wollte nicht und sagte das auch.

»Gut, dann müssen wir für mehr Abstand sorgen«, sagte Baby. Sie zogen weiter und passierten noch drei Häuser. Wieder drei Kilometer später protestierte Piper noch einmal.

»Sie werden sich fragen, was aus uns geworden ist«, sagte er.

»Immer fragen lassen«, sagte Baby.

»Ich sehe nicht ein, was uns das nützt«, sagte Piper. »Sie werden herausfinden, daß du das Feuer vorsätzlich gelegt hast, und dann ist da auch noch das Motorboot. Das hat alle meine Sachen an Bord.«

»Es hatte alle Deine Sachen an Bord. Im Moment sind sie nicht mehr drauf. Entweder liegen sie auf dem Meeresgrund, oder sie treiben gleich neben meinem Nerz. Wenn sie die Sachen finden, weißt du, was sie glauben werden?«

»Nein«, antwortete Piper.

Baby kicherte. »Die werden denken, uns ist es genauso ergangen.«

»Genauso ergangen?«

»Daß wir tot sind«, sagte Baby und gab noch so ein unheimliches Kichern von sich. Komisch fand Piper das überhaupt nicht. Sogar ein scheinbarer Tod war kein bißchen witzig; außerdem hatte er seinen Paß verloren. Er war im Koffer mit seinen kostbaren Hauptbüchern gewesen.

»Nicht schlecht, dann werden sie wissen, daß du tot bist«, meinte Baby, als Piper ihr dies mitteilte. »Wie ich schon sagte, müssen wir mit der Vergangenheit brechen. Das haben wir nun getan. Vollkommen. Wir sind frei. Wir können überall hingehen und machen, was wir wollen. Wir haben die Fesseln der Verhältnisse durch trennt.«

»Vielleicht siehst du das so«, sagte Piper, »ich für meinen Teil kann das nicht behaupten. Was mich betrifft, sind die Fesseln der Verhältnisse zufällig weit fester, als vor all diesen Ereignissen.«

»Ach, du bist ja bloß ein Pessimist«, sagte Baby. »Versteh doch, du mußt auch mal die Sonnenseite der Angelegenheit betrachten.«

Das tat Piper. Selbst die Bucht war durch den Großbrand und etliche Schiffe taghell erleuchtet, die vor der Küste Anker geworfen hatten, denn das Feuer wollte sich keiner entgehen lassen.

»Und was für eine Erklärung hast du dir für das alles zurechtgelegt?« sagte er; ihm war für den Augenblick entfallen, daß er frei war und es kein Zurück mehr gab. Baby drehte sich rasch um.

»Wem denn erklären?« wollte sie wissen. »Wir sind tot. Begreif das doch endlich, tot. In der Welt dieser Ereignisse existieren wir nicht mehr. Das ist alles Geschichte.



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