Der Ramses-Code by Klonovsky Michael

Der Ramses-Code by Klonovsky Michael

Autor:Klonovsky, Michael [Klonovsky, Michael]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historischer Roman
Herausgeber: Aufbau
veröffentlicht: 2013-01-18T23:00:00+00:00


23

Daß es nie enden möge! Daß es nie wieder Morgen werde! Daß dieser Moment ewig währe! Jean-François lag im Halbschlaf und spürte das Sonnenlicht auf seinem Gesicht. Louise, dachte er, und seine Hand tastete sich sachte vorwärts. Du bei mir. Es war nicht zu fassen. Er preßte die Lider zusammen und hörte, wie sein Name gerufen wurde.

»Monsieur Champollion!«

Das war Cambrys Stimme! Der Student schrak hoch und blickte in das blasse Gesicht seines Vermieters. Bestürzt sah er zur Seite: Das Bett war leer. Madame Deschampes war nicht mehr da.

»Monsieur Champollion, hatten Sie Besuch?«

Nun war er hellwach. Jean-François sprang aus dem Bett, nackt, wie er war, bemerkte es erschrocken, griff nach der Bettdecke und hüllte sich hinein. Verwirrt blinzelte er den Professor an.

»Damenbesuch, Monsieur Champollion?«

Sie war fort! Hatte er nur geträumt? Er ließ sich auf das Bett zurückfallen und betastete das Laken. Nein, hier hatte sie gelegen, er wußte es ja, er spürte es immer noch. Wo war sie bloß?

»Was ist los mit Ihnen?« fragte Cambry.

»Wo ist sie?« stammelte Jean-François.

»Wer?«

»Und wieso sind Sie in meinem Zimmer?«

»Ich wunderte mich, daß Ihre Schuhe noch draußen stehen und Sie nicht im Collège sind«, antwortete Cambry und hüstelte.

»Ist es denn schon so spät?«

»Es ist neun Uhr.«

Hilflos ließ der Student den Blick durch sein Zimmer schweifen. Nichts erinnerte mehr an ihre Anwesenheit. Aber sie war hier gewesen, hier in seinem Zimmer, in seinem Bett, in seinen Armen, was er ebensowenig fassen konnte wie die Tatsache, daß sie nun verschwunden war, ohne jeden Gruß, einfach fort. Ihm wurde elend zumute.

»Ich hoffe nur, daß es keine – Kurtisane war?«

»Aber das würde ich doch nie ...« fuhr Jean-François auf.

»Schon gut. Wie Sie meinen. So verwirrt, wie Sie dreinschauen, ist Ihnen Ihr Kätzchen wohl, ohne Valet zu sagen, durchgebrannt? Ich hoffe, Ihnen fehlt nichts. Ist Ihr Geldbeutel noch da?«

»Monsieur! Was denken Sie!«

»Wir sind in Paris, Champollion.«

»Ich kenne diese Frau!«

»Desto besser. Mir ist es lieb, wenn Sie nur Personen in meine Wohnung bringen, die Sie kennen. Ja, dann will ich Sie nicht länger stören.«

Der Professor schlurfte aus dem Zimmer, und Jean-François sprang aus dem Bett. Sie mußte doch wenigstens eine Nachricht hinterlassen haben! Er wühlte in den Papieren auf seinem Schreibtisch. Nichts! Auf dem Fenstersims erblickte er eine Champagnerflasche. Ach ja, dachte er, ich habe Champagner mitgenommen. Die Flasche war noch halbvoll, neben ihr lag ein Zettel. Mit zitternden Fingern griff er nach ihm und las:

Es war schön. Suche nicht nach mir. Louise

Ist das alles? dachte er, drehte das Papier in seinen Händen und ließ sich wieder aufs Bett fallen. Er grub sein Gesicht ins Laken und sog ihren Duft ein. Warum geht sie grußlos fort? Wollte sie ihn nicht wiedersehen? Oder würde sie sich melden, wenn sie es für angebracht hielt? Würde sie sich vielleicht nie wieder melden? Plagte sie das schlechte Gewissen, weil sie ihren Mann betrogen hatte? Die Erinnerung an die vergangene Nacht überflutete ihn, und er rollte sich träumend im Bett zusammen. Das war es also, worauf alles hinauslief, dachte er. Was für eine Nacht! Was für eine Frau! Was für ein Geschenk! Die Bilder der Nacht rasten durch seinen Kopf.



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