Der neue Tato by Hubert Haensel

Der neue Tato by Hubert Haensel

Autor:Hubert Haensel [Haensel, Hubert ]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Die Solare Residenz, Perry Rhodan, Science Fiction
Herausgeber: Pabel-Moewig Verlag GmbH
veröffentlicht: 2000-12-26T01:00:00+00:00


3.

„Kämpfen zu müssen scheint das Schicksal unseres Volkes zu sein. Ertruser haben immer gekämpft: erst gegen die wilde und unbarmherzige Natur dieses Planeten, den wir längst unsere Heimat nennen, dann gegen uns selbst und unsere Diktatoren - nun gegen das Kristallimperium. Wir sind gestärkt aus allen Auseinandersetzungen hervorgegangen. Weshalb sollte das diesmal anders sein?"

Untergrund-Präsident Kim Tasmaene am 9. Januar 1304 NGZ (Standardzeit) „diesmal gab es kein Entrinnen. Die schmale, von uralten Fabrikgebäuden eingerahmte Gasse entpuppte sich als Falle. Die in den unteren Geschossen fensterlosen Bauten standen im spitzen Winkel zueinander, und es blieb lediglich ein Durchgang von knapp drei Metern. Doch irgendwann in den letzten Tagen war dieser Durchgang verschlossen worden. Er hatte es nicht gewusst. Die glatte Wand aus Stahl war zu hoch, als dass er sie ohne Hilfsmittel überwinden konnte. Jeden Moment mussten die Verfolger erscheinen. Kim Tasmaene gab sich keinen Illusionen hin, diesmal hatten sie ihn. Zumindest für ihn war der Krieg vorbei. Dennoch würde er sich nicht ergeben.

Beinahe zärtlich streiften seine Pranken über den schweren Kombistrahler, den er vor zehn Minuten einem ausgeglühten eigenen Kampfroboter entrissen hatte. Die Besatzer machten Front gegen den Widerstand, und ihre Säuberungsaktion näherte sich unaufhaltsam dem Höhepunkt. Es gab keine Deckungsmöglichkeit. Kein Muskel zuckte in Kim Tasmaenes extrem kantigem Gesicht, in dem die zentimetertiefen Falten wie aus Mattun- Gor-Basalt gemeißelt wirkten. Er hatte Karriere gemacht, zweifellos. Erst Bürgermeister in Fin Calley, war er bald nach Beginn der Invasion zum Präsidenten der Untergrundregierung Freies Ertrus gewählt worden - und nun wurde er zum Märtyrer. Gefallen im Kampf um Fin Calley.

Er konnte sein Leben nicht einmal möglichst teuer verkaufen. Das Energiemagazin der schweren Roboterwaffe war nahezu leer. Drei, vier Feuerstöße vielleicht, zuwenig, um starke Schutzschirme zu knacken. ie Finsternis war vollkommen. Die hohen Gebäudekomplexe schirmten sogar den fahlen Sternenschimmer ab. Die Infrarotbrille, die er trug, zeigte Kim Tasmaene die. eigene Wärmespur wie ein flammendes Fanal. Unvermittelt waren sie da: bizarre, grell leuchtende Objekte. Ihre Wärmeausstrahlung konzentrierte sich auf die Mündungen beider Waffenarme, die Gelenke und die feinen Fugen im Bereich des eigentlichen Rumpfes. Die waagerecht liegende Sehzelle versprühte ein wahres Feuerwerk.

Kim Tasmaene erschrak über seine eigenen banalen Betrachtungen. Zwei Roboter bogen in die Gasse ein. Mehrere Naats folgten ihnen in sicherer Distanz. Kim Tasmaene feuerte. Unerträglich hell fraß sich der Thermostrahl durch seine Sinne. Nur den Bruchteil eines Augenblicks später hüllte ihn selbst Sonnenglut ein. Er spürte noch die unbeschreibliche Hitze, die seine Kleidung mit der Haut verschmolz und ihm zugleich das Fleisch von den Knochen brannte...

Die folgende Stille war verwirrend. Kim Tasmaene glaubte nicht an eine Hölle oder einen Himmel, auch wenn viele galaktische Religionen mehr oder weniger variationsreich davon kündeten. Sein Leben lang war er auf der Suche gewesen. Nach dem, was er selbst für die Wahrheit halten konnte.

Vielleicht hatte er sich dabei viel zu weit vom Ziel entfernt. In diesem flüchtigen Moment, in dem er zu begreifen versuchte, was geschehen war, erschien es ihm, als liege die Wahrheit tief in ihm selbst. Der Gedanke verwehte, als er die Waffe hochriss...

Licht flammte auf.



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