Der Mond bricht durch die Wolken by Edmund Crispin

Der Mond bricht durch die Wolken by Edmund Crispin

Autor:Edmund Crispin [Crispin, Edmund]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-04-06T22:00:00+00:00


5

Sie befragten die anderen.

Niemand gab zu, die hintere Hälfte des Zeltes betreten zu haben.

Niemand gab zu, etwas Außergewöhnliches gesehen oder gehört zu haben.

Die beiden Fremden die beiden Fremden.

Ling malte ein Fragezeichen auf seine Löschunterlage.

Die einzig halbwegs interessante Frage, die sich ergab, betraf die Krickettasche des Pfarrers.

Ja, sagte der Pfarrer, er habe sie trotz der Einwände Titty Bales mit ins Botticelli-Zelt genommen; er habe sie, so sagte er dunkel, bei sich behalten wollen.

»Und ich hoffe«, sagte er und sah Ling finster an, »Sie werden nicht behaupten, ich hätte dem Unglückseligen den Arm amputiert und ihn in meiner Tasche aus dem Zelt geschmuggelt. Zum einen bezweifle ich, ob er hineingegangen wäre, selbst wenn man ihn am Ellenbogen abgeknickt hätte. Nein, ganz sicher nicht. Denken Sie an einen Kricketschläger, Mann, an einen Kricketschläger.« Ling versuchte ein Gesicht zu machen, als denke er an einen Kricketschläger. »Und ich will Ihnen noch etwas sagen«, fuhr der Pfarrer fort. »Es ist fast halb sechs, und ich muß zurück und die Vesper halten. Wenn das also alles ist – «

»Wir halten Sie nur noch ein paar Minuten auf«, sagte Ling bescheiden. »Wenn Sie uns nur mitteilen würden, was in der Tasche war – «

»Neugier ist eine Krankheit, aber ich muß ja wohl«, erwiderte der Pfarrer. »Sie werden von F. X. Christopher gehört haben.«

»Leider nicht, Sir.«

»Guter Gott, was lesen die höheren Polizeibeamten heutzutage? Krimis, nehme ich an. F. X. Christopher, Superintendent, ist eine Autorität für Karl I. und seine Zeit. Er hat viele Bücher darüber geschrieben gelehrte wie populäre, ähnlich wie C. V. Wedgwood, nur nicht ganz so gut. Und F. X. Christopher ist in Wahrheit Pater Hattrick.«

»Wie bitte?«

»Schon gut, Superintendent. Schwerhörigkeit muß in Ihrem Beruf wirklich eine Behinderung sein. Ich sagte, F. X. Christopher ist in Wahrheit Pater Hattrick. Das >F. X.< steht wohl für >Francis Xavier<, nehme ich an«, sagte der Pfarrer. »Papistisch.«

»Oh, ah, jetzt verstehe ich. Eine Art Alias.«

»Ein Pseudonym, Superintendent, ein Pseudonym.«

»Ja, Sir. Aber wenn wir jetzt zu Ihrer Krickettasche zurück – «

»Ich komme gerade dazu. Superintendent, ich habe eine Menge altes Gerümpel in meinen Speichern.«

Ling lachte schwächlich.

»Das haben die meisten Leute, Sir.«

»Schon, aber vieles von meinem ist wertvoll.«

»In der Tat?«

»Da ich keine Kinder habe, beschloß ich, das meiste davon loszuwerden. In den letzten Monaten habe ich eine Reihe von Fachleuten aus London kommen lassen -Sotheby’s und so weiter-, damit sie sich alles ansehen, und sie waren sehr erfreut. Einen Teil lasse ich zugunsten des Kirchenvermögens versteigern, und ein anderer kommt ins Museum. Darunter befinden sich vier Stücke, die Karl I. betreffen: eine Haarlocke von ihm, ein Brief, das Weinglas, aus dem er kurz vor seiner Hinrichtung getrunken hat (man kann die Weinflecken noch undeutlich erkennen) und ein grobes Baumwolltaschentuch, das mit seinem Blut befleckt ist. Die Herberts haben das meiner Familie hinterlassen, warum, weiß ich nicht.«

»Ah!« Ling ging endlich ein Licht auf. »Und Pater Hattrick F. X. Christopher – «

»Genau. Er wollte die Sachen sehen, bevor ich sie hergebe. Ich versprach also, sie zum Fest mitzubringen, damit er sie sich in der Wohnung des Majors ansehen konnte.



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