Der Mann, der's wert ist by Heller Eva

Der Mann, der's wert ist by Heller Eva

Autor:Heller, Eva [Heller, Eva]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


51. Kapitel

Sofort am Samstag rief ich Rufus an. Er vermutete die Pläne im Safe der Notariatskanzlei von Herrn Dr. Schnappensiep. Am Montag wußte er, daß sie dort waren. Am Mittwoch hatte er sie im Hotel. Na also!

Und Rufus sagte, ich solle sie unbedingt persönlich meinem Onkel geben, dann könnte ich Frau Schnappensiep und ihm persönlich über das Ergebnis des Gesprächs informieren.

Zittrig vor Aufregung rief ich in Benedikts Büro an. »Architekturbüro Faber, hier Faber, Hällouh«, meldete sich Diva Angela.

»Ich bin’s, deine Cousine Viola«, sagte ich überfröhlich, »ich wollt mal bei euch vorbeischauen, ist dein Daddy da?«

»Warum?« fragte sie schläfrig.

»Ich hab ein Wahnsinnsprojekt, eine Hotelrenovierung mit Umbau, an Land gezogen«, sagte ich so dynamisch wie möglich, »und jetzt wollte ich mit deinem Daddy drüber reden.«

»Wenn du willst«, sagte sie schläfrig, »aber nicht vor vier.« Auf Angelas Seite dudelte ein anderes Telefon. »Oh, einer meiner Männer auf meiner heißen Leitung«, sagte sie plötzlich hellwach, »tschüsilein.«

»Also, um vier.« Eigentlich hatte ich noch mit Benedikt reden wollen, aber Angela würde ihm schon sagen, daß ich komme.

Und die affige Angela würde staunen. Nicht nur über mein Projekt— weil ich gewußt hatte, daß es klappen würde, war ich gestern zum erstenmal nach dem Umzug wieder beim Friseur gewesen und hatte den perfekten halblangen Haarschnitt. Und weil zur Zeit Haarreifen total Mode waren, hatte ich einen gekauft mit leuchtend blauem Samt bezogen, ein teures Stück, aber er war es wert: Er sah toll aus zu meinen dunklen Haaren und zu meinem neuen Mantel. Außerdem hatte ich meinen engen schwarzen Rock, die schwarzen blickdichten Strümpfe, meine schwarzen Wildlederpumps und mein Makeup ins Hotel mitgenommen, um mich dem Ereignis entsprechend zu stylen. Ich zog mich um in Zimmer 2, vor einem scheußlichen dreiteiligen Schlafzimmerschrank mit Spiegeltüren.

Die Pläne packte ich in die schwarze Nobelplastiktüte von dem exquisiten Herrenausstatter, bei dem sich Benedikt neulich zwei Kaschmir-mit-Wolle-Pullover gekauft hatte, die Tüte sah fast so gut aus wie eine teure Aktentasche. Ich hatte rundum Glück, es regnete nicht, und ich erreichte das Büro mit makellosen Schuhen, makelloser Frisur und überpünktlich.

Herr Wöltje und Detlef sprangen auf, um mich zu begrüßen. Sie fragten mich so besorgt, ob es mir gutgehe, daß ich fast das Gefühl hatte, sie bemitleideten mich. Also sagte ich um so munterer, daß es mir wahnsinnig gut geht. Und das stimmte total, jedenfalls heute. Angela war nicht da.

»Sie mußte zum Friseur, neue Dauerwellen machen lassen«, sagte Detlef affig wie Angela, »oder zur Maniküre, weil ihr ein Fingernägelchen abgebrochen ist.«

»Nein, ich glaube, ihr neues BMWchen hat ein Wehwehchen«, sagte Herr Wöltje.

Ich mußte lachen, aber niemand sonst lachte.

Punkt vier führte Benedikt mich in Onkel Georgs Büro. Ein Riesenbüro. An allen Wänden gerahmte Fotos von seinen Großprojekten. Es war eindrucksvoll und sah sogar künstlerisch aus, weil es alles Aufnahmen von Architekturmodellen waren. »Willkommen, Viola«, rief Onkel Georg, »man sieht dir an, daß es dir blendend geht. Und wie ich höre, hast du dich blendend hier eingelebt.«

Onkel Georg wollte zunächst genau über das Projekt und die Auftraggeber von mir informiert werden. Dann betrachtete er lange die Pläne. »Baujahr 1902, scheint mir sehr solide gebaut.



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