Der japanische Liebhaber by Allende Isabel

Der japanische Liebhaber by Allende Isabel

Autor:Allende, Isabel
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Suhrkamp Verlag
veröffentlicht: 2014-12-31T16:00:00+00:00


Die Fukudas kehrten nach Kalifornien zurück und bezogen das Haus in Martínez, eine dreiviertel Stunde von San Francisco entfernt. Ichimei, Megumi und Heideko arbeiteten von früh bis spät Seite an Seite und konnten schließlich ihre ersten Blumen schneiden. Boden und Klima hätten besser nicht sein können, jetzt musste die Ware nur noch auf den Markt. Heideko hatte gezeigt, dass sie mehr Mumm und Muskeln besaß, als irgendwer sonst in ihrer Familie. In Topaz hatte sie ihren Kampfgeist und ihr Organisationstalent entwickelt; in Arizona hatte sie für die Familie gesorgt, als Takao zwischen Zigaretten und Hustenanfällen kaum noch Luft bekam. Sie hatte ihren Mann mit der ehernen Treue derjenigen geliebt, die ihr Los als verheiratete Frau nicht in Frage stellt, aber Witwe zu werden war eine Befreiung gewesen. Als sie mit ihren Kindern nach Kalifornien zurückkam und sich zwei Hektar Möglichkeiten vor ihr auftaten, setzte sie sich ohne zu zögern an die Spitze des Unternehmens. Zu Beginn musste Megumi ihrer Mutter gehorchen und zu Spaten und Rechen greifen, auch wenn ihre Gedanken auf eine Zukunft gerichtet waren, die mit Landwirtschaft sehr wenig zu tun hatte. Ichimei liebte Pflanzen und besaß einen zähen Willen, was harte Arbeit betraf, aber ihm fehlten der Sinn für das Praktische und das Auge fürs Geld. Er war ein Idealist, ein Träumer, liebte das Zeichnen und die Poesie und war besser zum Meditieren als zum Geschäftemachen geeignet. Er bot seine spektakuläre Blumenernte erst in San Francisco zum Kauf an, als seine Mutter ihm sagte, er solle sich die Erde unter den Fingernägeln ausbürsten, einen Anzug anziehen, ein weißes Hemd und eine farbige Krawatte – keine Trauer –, den Lieferwagen beladen und in die Stadt fahren.

Megumi hatte eine Liste der elegantesten Blumengeschäfte der Stadt zusammengestellt, und mit der Liste in der Hand klapperte Heideko sie eins nach dem anderen ab. Sie blieb im Wagen sitzen, denn sie war sich bewusst, dass sie aussah wie eine japanische Bäuerin und miserabel Englisch sprach, während Ichimei mit schamroten Ohren die Ware anbot. Alles was mit Geld zu tun hatte, war ihm unangenehm. Megumi sagte immer, ihr Bruder sei nicht dafür gemacht, in Amerika zu leben, dafür sei er zu zurückhaltend, bedürfnislos, passiv und demütig; ihm würde es mehr entsprechen, mit einem Lendenschurz bekleidet durch die Welt zu ziehen und sein Essen mit einem Blechnapf zu erbetteln wie die Mönche und Asketen in Indien.

An diesem Abend kehrten Heideko und Ichimei mit leerem Lieferwagen aus San Francisco zurück. »Das war das erste und letzte Mal, dass ich mitgefahren bin, mein Sohn. Du bist für die Familie verantwortlich. Blumen können wir nicht essen, also musst du lernen, sie zu verkaufen«, sagte Heideko. Ichimei hätte diese Rolle gern an Megumi abgegeben, aber die war bereits mit einem Fuß zur Tür hinaus. Allerdings zeigte sich rasch, dass es einfach war, einen guten Preis für die Blumen zu erzielen, und sie rechneten damit, dass sie, wenn sie sparsam lebten und nichts dazwischenkäme, das Land in vier oder fünf Jahren abbezahlt haben konnten. Außerdem hatte Isaac Belasco ihnen,



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