Der Goldschmied by Roland Mueller

Der Goldschmied by Roland Mueller

Autor:Roland Mueller [Mueller, Roland]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-02-13T05:00:00+00:00


Gwyn betrat das langgestreckte Gewölbe der Pferdeställe durch eine kleine Pforte. Hier roch es angenehm mild nach Heu und Leder und nur ein wenig nach dem typischen Stallgeruch eines großen Pferdestalles. Gwyn schritt an einer langen Reihe von Pferden vorbei. Er erkannte eine stattliche Anzahl feiner Reitpferde und die etwas gröberen Turnierpferde, welche die Ritter auch bei Kriegshandlungen als Reittiere einsetzten. Gwyn zählte wenigstens fünf Dutzend Tiere, die in langen Reihen an der Wand festgebunden waren, um dort die Nacht zu verbringen. Die Tiere wurden von Halbwüchsigen bis hin zu Kindern umsorgt. Die Aufsicht in diesen Stallungen hatte ein Stallmeister inne, der für alles in diesen Räumen verantwortlich war. Als Gwyn sich ihm vorstellte, wies ihm der Mann höflich einen Schlafplatz zu. Dort fand Gwyn schon seinen Reisegefährten Sween, der stumm in einer Kuhle aus Stroh saß, eine Pferdedecke um die Schultern. Es roch angenehm. Gwyn mochte diesen Duft. Der Anblick des traurigen Gefährten aber dauerte ihn.

»Hast' gehört, William. Sie wollen den Mann peitschen …«

Der Köhler antwortete nicht, sondern starrte nur vor sich hin. Gwyn wußte mit seinem Gefährten nichts mehr anzufangen. Zumal, es war spät, und der Tag war lang gewesen. Er wollte erst einmal nur schlafen. Morgen, gleich in der Frühe, würde er mit Lord Towe selbst noch einmal sprechen.

Gwyn wühlte sich ein wenig tiefer in den Strohhaufen und deckte sich mit einer der Pferdedecken zu. Die Decke roch nach dem getrockneten Schweiß der Pferde und ein wenig nach Heu. Dann schloß er die Augen und war gleich darauf eingeschlafen. Als er erwachte, war er schlaftrunken. Er hatte von Agnes geträumt. Es war einer derjenigen Träume, über deren Ende man ungehalten ist. Und solch einen süßen Traum liebte er immer, war er doch voller Zärtlichkeit, die er mehr als einmal leibhaftig erfahren hatte. So war er ungehalten über die Störung. Er setzte sich auf und rieb sich die Augen. Sween kniete neben ihm. Er war es auch, der ihn geweckt hatte. Mit einer Handbewegung deutete er dem Faber, still zu sein, und dann deutete seine Hand in eine Richtung, hinter einen hölzernen Verschlag. Bevor Gwyn verstehen konnte, was die geheimnisvollen Handbewegungen zu bedeuten hatten, sprang Sween mit einem finsteren Laut aus seinem Stroh hervor. In seiner Rechten hielt er seine Axt.

Gwyn stürzte ihm nach.

Im Schein von zwei Fackeln saßen dort zwei Männer. Es waren Knechte, wie sie auf den Burgen als Träger und als Kriegsknechte, als Helfer im Stall genauso dienten wie als Waffenträger ihrer ritterlichen Herren. Diese beiden Männer waren schon älter, und beide wirkten grob. Ihre verwahrlosten Kleider wiesen sie beide als Pferdeknechte aus. Beide hatten hinter diesem Verschlag ihr Nachtlager bereitet. Als sie Sween mit seiner Axt in der Hand erkannten, sprangen beide auf die Füße, jeder einen großen, hölzernen Knüppel in den Händen.

»Komm her, Kohlenbrenner«, knurrte einer der beiden Männer böse.

»Hast gelauscht, was?« knurrte der andere böse in Sweens Richtung.

Er ging einen Schritt nach vorne. Gwyn aber wollte ihn zurückhalten.

»Sween, bist du toll, was soll der Tanz?« rief er.

Aber der Köhler wandte sich nicht um.



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