Der Gesang der Maori by Emma Temple

Der Gesang der Maori by Emma Temple

Autor:Emma Temple [Temple, Emma]
Die sprache: de
Format: mobi
ISBN: 9783492955942
Herausgeber: Piper ebooks
veröffentlicht: 2012-01-15T20:23:10+00:00


AUCKLAND, FEBRUAR 1955

12.

»Wo hast du denn gesteckt?« Maureen schlang die Arme um John, als ob er ein lang vermisster Liebhaber wäre. Inzwischen waren sie schon fast ein Jahr befreundet – und immer noch versuchte sie, ihn von ihren Vorzügen zu überzeugen.

»Ich habe meinen kleinen Bruder auf der Südinsel besucht«, erwiderte er wortkarg. Er hatte bisher nicht erklärt, wo seine Familie lebte, und wollte jetzt nicht damit anfangen.

»Ist er so niedlich wie du? Dann musst du ihn mir unbedingt vorstellen.« Sie drängte sich etwas enger an ihn. Zum ersten Mal überlegte John sich, ob er sie nicht doch einmal küssen sollte. Was hatte er schon von seiner ewigen Treue zu Inge? Die lag in einem Massengrab in Tangiwai, zusammen mit ihren zerstörten Träumen. Aber irgendwie fühlte es sich immer noch wie Verrat an. Entschlossen schob er Maureen zur Seite.

»Blödsinn. Mein kleiner Bruder ist viel zu gut für dich. Der Streber der Familie, der Erbe des Unternehmens. Kein Spielzeug für Mädchen wie dich, Maureen.« Er hatte es genauso gemeint, wie er es gesagt hatte. Aber einen winzigen Moment lang bereute er die Grobheit. Maureen wirkte verletzt.

Nur einen Wimpernschlag später schüttelte sie dieses Gefühl ab und lachte wieder. »Unternehmen? Und ich dachte immer, dass du aus einer Familie von ganz armen Schluckern kommst! So kann man sich täuschen …« Sie redete so laut, damit alle sie hören konnten. Aber Frederick und Sharon waren wieder einmal in eine ihrer endlosen Auseinandersetzungen verstrickt, und die anderen sahen sich lieber ihr Bierglas an, als dass sie sich über Maureens neue Erkenntnis ereifern würden. Sie stampfte enttäuscht auf den Boden auf.

»Mit euch ist auch nichts mehr los. Saufen, streiten und sonst nichts. Muss ich mir neue Freunde suchen?«

»Mit mir willst du ja keinen Sex«, grinste Stuart sie schräg an. »Du willst ja unbedingt unseren Seemann mit der schiefen Nase verführen!«

Maureen schüttelte den Kopf. »Spar dir deine Eifersucht. Wenn ich irgendwann mal auf Typen wie dich angewiesen sein sollte, erschieße ich mich. Ist das klar? Außerdem habe ich eine tolle Idee, was wir heute unternehmen können!« Ihre Stimme wurde etwas lauter. »Was haltet ihr von einem Besuch auf der Pferderennbahn? Ich war da noch nie, und ich habe gehört, das soll ein Riesenspaß sein. Wir könnten in der Sonne sitzen, trinken und wetten. Wer am meisten Geld gewinnt, muss die anderen einladen!«

Mit einem Mal kam Bewegung in die etwas träge Gruppe. Sogar Frederick unterbrach seine Schimpftirade in Richtung Sharon und drehte sich zu Maureen um. »Rennbahn? Das klingt super. Gehen wir hin!«

Keine Stunde später liefen sie zwischen den Ständen mit Bier und Limonade herum und suchten sich einen Platz auf den steilen Tribünen. John hatte endlich seine Schulden bei seinen Freunden mit Ewans Geld bezahlt – so wie er auch seine Miete für die nächsten vierzehn Tage beglichen hatte – und lud alle zu einer Runde Bier ein. Auf dem Weg zum Ausschank kam er an einem Wettschalter vorbei. Er warf einen Blick auf die Liste, die ausgehängt war. Bei einem Pferd blieb sein Blick hängen. Pacific Princess. Wie ein Schiff seines Ziehvaters.



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