Der Gefangene der Aimaras by Franz Treller

Der Gefangene der Aimaras by Franz Treller

Autor:Franz Treller
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: MOST Publishing


* * *

1 (Bruder) (zum Text) 2 (Schenke) (zum Text)

Der Rächer

Als Alonzo mit seinen Begleitern im Lager Señor Vivandas eintraf, fand er dort an die sechzig entschlossene und gut ausgerüstete Montaneros vor, die bereit waren, den Zug in die Berge anzutreten, um die geraubte junge Dame zu befreien. Der Vater des Mädchens war völlig gebrochen; augenscheinlich setzte er keine große Hoffnungen in das Unternehmen.

Alonzo tröstete ihn, so gut er es vermochte, vor allem suchte er ihm die Überzeugung beizubringen, daß es die Wilden beim Raub eines Mädchens nur auf Lösegeld abgesehen haben könnten. Ganz wohl war ihm bei dieser Tröstung freilich selber nicht.

Ein älterer erfahrener Bergbewohner, der das Gebirge bis weit hinauf kannte, schüttelte Alonzo besonders herzlich die Hand. Alsdann sagte er, zu dem alten Vivanda gewandt: »Wir haben uns überlegt, Don Vincente, wie wir dir und deiner Tochter am besten helfen können. Es wäre uns wahrscheinlich nichts lieber, als diese Räuber in ihren Bergschluchten zu vertilgen, aber der Versuch wäre von vornherein aussichtslos. Die Banditen wohnen in solch sicheren natürlichen Festungen, daß sie mit Leichtigkeit jedem Angriff spotten. Zudem haben sie deine Tochter als Geisel. Wir müssen versuchen, mit ihnen zu verhandeln.«

Alonzo schaltete sich ein. »Gut«, sagte er, »meinetwegen. Aber der Unterhändler muß dreißig Männer und dreißig Gewehre hinter sich haben. Mit dreißig entschlossenen Männern unternehme ich es, den ganzen Stamm auszurotten.«

Der Montanero schüttelte bedächtig den Kopf. »Große Worte, junger Mann«, sagte er, »du kennst das Gebirge nicht.«

»Ich kenne es und weiß, was ich sage«, versetzte Alonzo.

»Und er ist ein gottbegnadeter Schütze!« rief einer der jungen Männer, die mit Alonzo gekommen waren. »Wir haben es gesehen. Ist es nicht so, Companeros?«

Alle bestätigten, daß sie selten einen so guten Schützen gesehen hätten, selbst unter den Meisterschützen der Berge.

Ein junger Mann kam schnellen Schrittes auf Alonzo zu. »Ist es möglich«, rief er und strahlte über das ganze Gesicht, »ist es denn möglich?«

Vor dem völlig Überraschten stand Antonio, der Mestize, den er vor fünf Jahren aus der Gefangenschaft der Aimaràs befreit hatte, und starrte ihn mit leuchtenden Augen an. »Er ist es, er ist es wirklich!« rief er und wurde ganz blaß vor Freude.

Und auch Alonzo fühlte sich freudig überrascht, einen der Totgeglaubten von damals vor sich zu sehen. Er reichte dem Mestizen die Hand. »Ich bin es, amigo mio«, sagte er, »welches Glück, Euch unter den Lebenden zu wissen. Doch«, setzte er gleich darauf leise hinzu, »sprecht bitte nicht davon, auf welche Weise wir miteinander bekannt wurden.«

»O, Don Alonzo, das hätte ich nicht mehr zu hoffen gewagt«, stammelte der Mischling; »ich habe Euch so lange gesucht. Und Ihr sollt wissen: ich bin auf Leben und Tod Euer Mann! – Companeros!« rief er, sich an die Umstehenden wendend, »wenn einer uns gegen die Mörder in den Bergen zu führen vermag, dann ist es Don Alonzo hier, ich weiß es aus Erfahrung, und ich folge ihm bedingungslos, wohin er uns führt.«

Der Mestize, bekannt als geübter Bergsteiger und Jäger, erfreute sich in weiten Kreisen großer Beliebtheit; sein Wort wog hier schwer. Der ältere Mann,



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